Mann im Nahverkehr - noch ohne?

■ Taxen werben kostenlos für Kondome / Gemeinschaftsaktion von Gesundheitssenatorin, Aids-Hilfe und Hydra e.V.

Tiergarten. Die Symbolik war hart an der Grenze: Zu Füßen der Siegessäule startete Gesundheitssenatorin Ingrid Stahmer gestern ihre neueste Anti-Aids-Kampagne. Mit einem großen, leuchtend farbigen Aufkleber („Im öffentlichen Nahverkehr geht ohne Gummi gar nichts mehr - noch ohne?“) verzierte sie eine Taxe, die die Berliner Taxi-Vereinigung e.V. zur Verfügung gestellt hatte.

Die Aktion wird gemeinsam vom Gesundheitssenat, der Berliner Aids-Hilfe, der Prosti-Selbsthilfegruppe Hydra e.V. und der Beratungsstelle für Geschlechtskrankheiten in Charlottenburg getragen. Auf insgesamt 10 Fahrzeugen soll der Spruch nun die nächsten acht Wochen kostenlos durch Berlin chauffiert werden. Gleichzeitig sind die FahrerInnen der Berliner Taxi-Vereinigung und der Taxi-Innung gebeten worden, kleine Faltblätter, die mit einem Kondom der Marke London „sensilube extra“ (der Präserhersteller hat die Gummiaktion mit einer Gratislieferung gesponsert) bestückt sind, an jeden auf Freiersfüßen wandelnden Fahrgast zu bringen.

Immerhin fahre jede Taxe durchschnittlich zweimal pro Tag ein Bordell an, so Pascal Friton. Der Geschäftsführer der Berliner Taxi-Vereinigung e.V. zeigte sich denn auch ziemlich enthusiastisch hinsichtlich der öffentlichen Wirksamkeit der Aktion. Und auch die Hydra-Frauen freuen sich. Schon vor über zwei Jahren versuchten sie nämlich, den gleichen Spruch an den Westberliner Doppelstöckern anzubringen. Allerdings vergeblich: Die BVG wollte ihren „guten Namen“ nicht verunglimpfen lassen.

Aber die Geschichte hat auch einen Haken: Viele TaxifahrerInnen sind von der Kampagne gar nicht so begeistert. Betriebsleiterin Susanne Kausche hat zwar den Eindruck, daß die meisten die Aktion „grundsätzlich positiv“ beurteilen, selbst aber keine Kondome an ihre Fahrgäste ausgeben wollen. Sie hätten keine Lust auf Anmache, denn mancher Kunde werde die Geste sicherlich falsch verstehen. Gezwungen werde natürlich keineR, so Susanne Kausche. Einige FahrerInnen hätten selbst abgelehnt, mit dem Aufklebern in der Gegend herumzukutschen. Bereits nach vier Wochen soll zusammen mit der Belegschaft Zwischenbilanz der Aktion gezogen werden.

Gesundheitssenatorin Stahmer aber wünscht sich, daß den Frauen klar wird, daß nicht nur die Prostituierten verantwortlich sind fürs Gummi. Sie sollten mithelfen, damit die Männer das endlich kapierten.

uhe