betr.: Liberace

Die Schlagzeilen machenden Affären eines Udo Jürgens sind unglaublich banal und wirken nachgerade provinziell, vergleicht man sie mit den Kitsch- und Trash-Exzessen des verstorbenen US-Entertainers Liberace. Er war ein Prahlhans sondergleichen, ein Öffentlichkeitsarbeiter im wahrsten Sinne des Wortes. Jeder Mensch in Amerika kannte sein künstlich gleißendes Grinsen, die hochgetürmte Toupetfrisur, die dicken, schweren Ringe in der Form eines Pianos und seinen reich verzierten Flügel, den er sich eigens hatte anfertigen lassen. Jede/r kannte auch seine Gastauftritte in der wie für ihn gemachten Fernsehserie „Batman“. Teure, aber geschmacklose Preziosen definierten seinen Stil; er war der Inbegriff des „low camp“, des Luxus ohne Schönheit. Der Regisseur Billy Hale versuchte 1988, das Leben des schrillen Paradiesvogels nachzuzeichnen.H.K.

„Liberace - Ein Mann und seine Musik“, Pro7, 20.10 Uhr

Foto: Rolling Stone