PRB ist bankrott

■ Belgischer Munitionshersteller macht dicht

MIT DER ABRÜSTUNG AUF DU UND DU

Brüssel (dpa/taz) - Der belgische Munitionshersteller PRB, neben der Waffenfabrik FN der zweite Pfeiler der belgischen Rüstungsindustrie, ist bankrott. Ein Brüsseler Handelsgericht bestätigte am Dienstag den Konkurs der „Poudreries Reunies de Belgique“ (PRB). Die Firma wird nach langem Überlebenskampf ihre Tätigkeit einstellen, nachdem ein Übernahmeangebot zweier französischer Interessenten von beteiligten Banken, der Firmenleitung und dem britischen Besitzer Astra als unzureichend abgelehnt wurde.

Die beiden Rüstungsunternehmen GIAT-Industrie und SNPE hatten 350 Millionen belgische Franc (knapp 18 Millionen Mark) für die mit über einer Milliarde Franc verschuldete Munitionsfabrik geboten, zugleich aber Zuschüsse von den Gewerkschaften, der Regionalregierung und von Astra selbst verlangt. Nach dem Gerichtsentscheid erklärte Astra-Chef Roy Barber gegenüber dem 'Wall Street Journal‘, das Angebot sei „nicht sonderlich interessant“ gewesen. Er hätte PRB für den symbolischen Betrag von zwei belgischen Franc (zehn Pfennig) verkauft, doch die beiden Firmen hätten abgewunken.

Die traditionsreiche Munitionsfirma PRB beschäftigt 1.200 Personen in fünf Niederlassungen und hatte noch für ein Jahr Aufträge im Wert von fünf Milliarden Franc. Der letzte Überbrückungkredit einiger belgischer Banken war am Montag fällig geworden. Die Gewerkschaften übten heftige Kritik an der Abwesenheit der belgischen Regierung und dem größten Geldgeber Societe Generale de Belgique (SGB) bei den Verhandlungen mit den französischen Übernahmekandidaten. Die SGB hatte PRB im letzten Jahr an Astra verkauft.

Aus Kreisen der Gewerkschaften werden die Kosten der Konkursabwicklung mit 2,1 Milliarden Franc, rund 100 Millionen DM, veranschlagt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur 'Belga‘ soll mehr als die Hälfte dieses Betrags für die sozialen Verpflichtungen gegenüber der Belegschaft benötigt werden.

diba