Aus für Elfenbeinhandel in Hongkong

■ Stoßzahn-Schnitzer sollen auf Kuhknochen umgeschult werden / Tierschützer beklagen Gesetzeslücken

Hongkong (afp/taz) - Eine gute Nachricht für Elefanten kommt aus der britischen Kronkolonie Hongkong. Auch für den größten Elfenbein-Verarbeiter der Welt gilt nun das Handelsverbot, das im Oktober in der Schweiz von 103 Ländern unterzeichnet worden ist. Hongkong war ein sechsmonatiger Aufschub von dem Internationalen Artenschutzabkommen gewährt worden, um seine Lagerbestände von etwa 500 Tonnen Stoßzähnen abbauen zu können.

Nun gilt das Verbot, doch was des Tierschützers Freud, ist des Elfenbeinschnitzers Leid: „Das ist ein sehr, sehr großes Unglück für uns“, sagt der Besitzer einer Elfenbein -Manufaktur in Hongkong. Eine ganze Handwerker-Zunft steht vor dem Ruin. In vielen Familien wurde die Technik des Elfenbeinschnitzens über Generationen weitergegeben.

Ein großer Teil der Elefantenzähne wird bis heute zu den in Japan, Taiwan und vielen anderen Ländern Asiens begehrten Siegel-Stempeln verarbeitet. Ein Dokument ohne Stempel mit dem Namens-Zeichen ist dort so wertlos wie ein europäischer Vertrag ohne Unterschrift. Und ein Siegel aus Elfenbein garantiert nicht nur den klarsten Abdruck, sondern ist auch ein Status-Symbol: Was dem britischen Börsenmakler sein Parker-Füller, ist für den Hongkonger Manager sein Elfenbein -Siegel in rotem Samt. Da dies auch in absehbarer Zukunft so sein wird, sind Tierschützer bei aller Freude über den Handels-Stop besorgt über eine Gesetzeslücke. Der Verkauf und Export von Elfenbein-Produkten, die weniger als fünf Kilo wiegen, ist weiterhin erlaubt. Amy Lau vom Hongkonger Büro des „World Wildlife Fund“ befürchtet, daß Touristen aus Ländern mit lockeren Zollkontrollen auch in Zukunft Siegel und Schmuck aus dem „weißen Gold“ kaufen werden. Der lukrative Schmuggel wird ohnehin nur schwer einzudämmen sein.

Auch ein Programm der Hongkonger Regierung, das die Schnitzer auf Kuhknochen umschulen will, wird da nicht viel nützen. „Es ist sehr schwer, ein anderes Material zu benutzen“, sträubt sich einer der Handwerker. Und Siegel -Stempel aus Kuhknochen? „Das mögen nicht viele Leute“, sagt der Schnitzer, und hat wohl leider recht. Werden also die Bilder von Elefantenherden, die von Hubschraubern aus mit Maschinengewehren abgeschlachtet werden, so lange zu sehen sein, bis es keine Elefanten mehr gibt. Das wäre dann eine schlechte Nachricht für Elefanten.

hbo