Lotterlager aus der Pfanne geschwappt, Autodidakt!

■ HABEE im Cafe Knoops Park/SchrottArt von Filipschak bei Klöckner/Hamann-Chagall bei GadeWe billig!

Lotterlager aus der Pfanne geschwappt, Autodidakt!

HABEE im Cafe Knoops Park / SchrottArt von Filipschak bei Klöckner / Hamann-Chagall bei GadeWe billig!

Ein Produkt, das vermarktet werden möchte, bedarf eines Images. Im Falle des Autolackierers und Kunstmalers Horst ör (Jg.'34ieht das so aus:

1) Aus dem eher profanen Namen wird ein ambitiöses „HABEE“.

2) Auf den Künstlerkopf kommt ein schnell notorischer Schlapphut.

3) Eine Kunstrichtung namens „DAS“ wird erfunden (Für Insider: Dadaismus, Automatismus, Surrealismus).

4) Unangemessene Biografieteile werden hochglanzpoliert, indem z.B. aus einer Entlassung in die Arbeitslosigkeit folgender Euphemismus wird: „Nov. '85: Horst Bröker gibt seine hochdotierte Tätigkeit als Autolackierermeister auf, um als Künstler wirken zu können.“

HABEE stellt dieser Tage im Cafe Knoops Park aus (ab Lesumer Hafen 7 min Fußweg). Der passionierte Autolackierer HABEE wendet bewährte Techniken bei seinen Bildern an, indem er Tapetenabschnitte knautscht und besprüht, um das Entstandene schließlich glattzubügeln. Das Entstandene: Lotterlager? Mondkraterlandschaft? Vergrößerte Magenschleimhäute? Jedenfalls geheimnisvoll-plastische Tafelbilder, zum Davorsitzen, zum Visionenhaben, also nicht aufregend. Kunst für gewisse Orte, wie das neue Jaguar -Autohaus in Bremen, welches HABEE's Werke ebenfalls schmücken. Organisator ist übrigens ein Verein, den es noch nicht gibt: „Pro Art“, ein Neuster Kunstprojekt, das im Herbst offiziell das Licht der Fachwelt erblickt. Dahinter wiederum stehen mit dem „kunstPRojekt“ (Bieber, Luck & Mehring) private Kulturagenten, die sich aufs Sponsoringgeschäft verstehen. Also auf Jaguare und HABEE -Marketing. (Admiral-Brommy-Weg, bis 15.9.)

Industrienähe ist auch Hans Georg Filipschaks Sache, aber sozusagen „von unten“, vom Boden her. Gut drei Jahre stöberte HGF bei Klöckner herum, hob auf, was er fand, Röhren, Stangen, Panzerplatten, Getriebeteile, aus der „Pfanne“ geschwappte, schlackeverkrustete Stahlbrocken. Die Materialien interessieren den gelernten Bildhauer (Jg.'33) nicht, Hauptsache hart und von anregender Form. Schweißen, Fräsen, Polieren hat HGF in seiner Bildhauerlehre noch gelernt, in die tieferen Geheimnisse weihten ihn die von seiner Arbeit angetanen Stahlkocher ein. Die teils bizarren, teils streng reduzierten, teils geschmäcklerisch komponierten Objekte sind in einer Ausstellung im Foyer des Klöckner-Verwaltungsgebäudes versammelt: ein irritierendes Sammelsurium der „SchrottArt“, das zunächst zeigt, daß aus allem Kunst machen kann, wer's kann. Innerbetriebliche Nachahmer, durch Filipschak angeregt, für ihr Gartenhäuschen Ähnliches zu probieren, warfen alsbald das Handtuch. (Auf den Delben 35, bis zum 3.8.)

Unter Kunstsinnigen gibt es ein gewisses Zögern, manchmal sogar Schaudern, wenn sich ein/e KünstlerIn dazu bekennt, AutodidaktIn zu sein. Was solch eine elitär-schulorientierte Haltung provozieren könnte, läßt sich jetzt in der GadeWe studieren. Reinhard Hamann (Jg.'55), Autodidakt aus dem Bergischen Land („Wo der Handschlag noch gilt als das heiligste Pfand“) irrt in der Kunstgeschichte umher, pickt hier etwas Max Ernst, dort Konturen von Chagall, da Surrealismen von Dali auf und baut alles alles in seine kleinen Wildheiten ein, die als Klebmittel für die Melange herhalten müssen. Überzeugen kann Hamann nur in den Fällen, in denen er sich strikt beschränkt. Dann entdeckt man, daß er ein gutes Gefühl für Bildtiefe und Körperlichkeit hat, nicht aber dann, wenn er ins bewegte Bild noch eine Bikinischönheit klemmt. Im Titel der Ausstellung, „Leiden -Eigen-Landschaften“, stimmt das „eigen“ nicht ganz. (Reuterstraße 9-17, bis 12.8.) Bu