Brechreiz durch Westprodukte bei DDR-Babies

Ost-Berlin. Seit der Währungsunion gibt es in den Ostberliner Geschäften kaum noch Babynahrung „made in DDR“. Doch eine „schlagartige Umstellung“ auf Westimporte „ist zumindest sehr problematisch und in der warmen Jahreszeit auch nicht ungefährlich“, warnte der Ostberliner Magistrat in einer Presseerklärung.

Besonders bei Neugeborenen, die in den Geburtenstationen mit dem DDR-Produkt „Manasan“ versorgt werden, könnte die plötzliche Umstellung auf „Hipp“ und ähnliches zu Brechreiz und Durchfall führen. Zur Vermeidung müsse die Umstellung schrittweise erfolgen. Der Magistrat will sich dafür einsetzen, daß schon heute wieder DDR-Babynahrung angeboten werde.

Zeitgleich veröffentlichte der Westberliner Senat aufgrund einer kleinen Anfrage des SPD-Abgeordneten Horst Kliche gestern die Säuglingssterblichkeitszahlen in den verschiedenen Bezirken Ost- und West-Berlins im Vergleich zu den BRD-Ländern und DDR-Bezirken. Daraus ergibt sich, daß in beiden Teilen der Stadt die Säuglingssterblichkeit höher ist als in den anderen Teilen Deutschlands: In West-Berlin waren es 1989 8,6, in Ost-Berlin 7,4 Prozent, in der BRD waren es 1988 7,6, DDR-weit 8,1 Prozent. Auch innerhalb der Berliner Bezirke gibt es Unterschiede: Die höchste Sterblichkeit ist laut 89er Statistik in Kreuzberg (12,7 Prozent), die geringste in Mitte (4,8 Prozent) zu verzeichnen.

Doch „nach welchen Kriterien“ die Zahlen jeweils erhoben worden sind, ist dem Senat noch nicht bekannt. „Eine Bewertung des Vergleichs der Zahlen aus beiden Teilen Berlins und der DDR ist dem Senat zur Zeit noch nicht möglich“, antwortete Gesundheitssenatorin Ingrid Stahmer dem Abgeordneten Kliche.

Rochus Görgen