Europas 100 wertvollste Firmen

■ Aus den „Global 1.000“ des US-Wirtschaftsmagazins 'Business Week‘: 279 Euro-Konzerne sind dabei

Berlin (taz) - „Die Mauer fiel, und Europa hob ab“, betitelte das US-Wirtschaftsmagazin 'Business Week‘ seine alljährliche Liste der 1.000 wertvollsten Konzerne der Welt. Abgehoben haben insbesondere westdeutsche Unternehmen: In keinem anderen Land haben die Firmen so stark zugelegt wie in der BRD. Was gemeinhin bekannt ist, läßt sich nun auch mit Zahlen belegen: Sie sind die großen Profiteure des realsozialistischen Zusammenbruchs, oder, wie das Magazin es ausdrückt, Westdeutschland war „das Epizentrum der Ost-West -Aktion“.

Insgesamt 41 Konzerne haben den Sprung in die „Global 1.000“ geschafft - im Vorjahr waren es erst 30. Ihr Wert hat in den zwölf Monaten von Mitte '89 bis Mitte '90, in DM gerechnet, um 37 Prozent zugenommen, in Dollar waren es sogar 62 Prozent - ein Weltrekord zur Freude der BörsenspekulantInnen. Der Ost-Perspektive ist auch zu verdanken, daß erstmals österreichische Unternehmen genannt sind. Dem Creditanstalt/Bankverein reichte es zwar noch nicht in die ersten Euro-100, doch das Geldhaus schoß auf Anhieb auf Platz 488 der Weltrangliste. Nutzen zogen aber auch die französischen Unternehmen: Ihre Zahl stieg von 31 auf 42. Der größte Brocken kommt mit 89 (Vorjahr: 93) Firmen aus Großbritannien.

Insgesamt hat sich das Machtverhältnis unter den Teilmächten der „Triade“ deutlich zugunsten Europas verschoben, wenngleich sich die japanischen Konzerne auf den Platz eins vorgeschoben haben: Unter den weltweit 1.000 Wertvollsten rangierten 333 (345) Häuser aus dem Land der aufgehenden Sonne, während noch 329 (353) mit Sitz in den USA dabei sind. Das Europa der Konzerne brachte es nun auf 279 (nach 240) Nennungen. Die 59 übrigen Unternehmen verteilen sich über den Rest der Welt; 25 davon liegen in Kanada.

Von den europäischen Konzernen mischt ganz oben eigentlich nur der niederländisch-britische Ölkonzern Shell mit, der nach Umsatz auf Platz 8 und nach Wert auf Platz 4 steht. Alle anderen Unternehmen kommen aus Japan und den USA trotz enormer Kursverluste (um bis zu einem Drittel) an der Börse in Tokio und trotz des Dollarpreisverfalls in Wallstreet.

Anders sieht es allerdings bei den Gewinn-„Top 15“ aus: Daimler-Benz ist mit seinen 3,8 Milliarden Dollar neu dabei und gleich auf Platz 5 hochgeschossen, während die 2,9 Milliarden Dollar von BP, ebenfalls Newcomer, noch für Rang 8 reichten. Fiat stieg von 12 auf 10, British Telecom sank von 7 auf 11, während der britische Mischkonzern BAT (dem in der BRD noch immer die Hälfte von Horten und die Zigarettenmarke „HB“ gehört) ebenfalls neu dabei ist. Generell gilt aber auch hier, daß die starken Wechselkursschwankungen die Hitliste stark beeinträchtigt haben (siehe nebenstehenden Kasten). Recht einheitlich läßt sich sagen: Fast alle Euro-Unternehmen haben im Wert deutlich zugelegt, die französischen vielfach um mehr als die Hälfte, während sich bei den deutschen Konzernen der Wert durchweg verdoppelt hat. Die Börsenkapitalisierung des Versicherungsriesen Allianz, Nummer eins der BRD, brächte nun 25 Milliarden Dollar, wo es im letzten Jahr noch 13 Milliarden waren. Damit ist die Allianz vom Euro-Platz 13 auf Platz 4 emporgeschnellt. Bei Daimler-Benz hat es immerhin noch zu Platz 6 (Vorjahr 7) gereicht, während der faktische Eigentümer, die Deutsche Bank, jetzt für 19 Milliarden Dollar gut ist und auf Platz 11 (17) liegt. Dazwischen ist nach wie vor Siemens mit 21 Milliarden Dollar und Rang 8 (10).

Mit einigem Abstand folgt das Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk: Es stieg vom Euro-Platz 41 auf Platz 21, dicht gefolgt von VW (46 auf 26). Veba, unablässig nicht nur um Akw's, um Firmenkäufe und Kapitalerhöhungen bemüht, legte von 45 auf 29 zu, während die drei Chemiekonzerne Bayer (von 18 auf 28), BASF (von 21 auf 33) und Hoechst (von 22 auf 37) abrutschten. Dennoch sind sie um je mindestens 500 Millionen Dollar wertvoller geworden.

Noch ein weiteres Unternehmen unter dem „guten Stern“ hat den Sprung unter die 100 Wertvollsten geschaftt: Die Mercedes Automobil-Holding ist auf Platz 91 gelandet. Sie ist zu etwas über einem Viertel an der Daimler-Benz AG beteiligt und gehört mittelgroßen Banken vornehmlich aus dem Süddeutschen. Aber auch die Commerz- und die Dresdner Bank, die Allianz und der Auto-Zulieferer Bosch haben hier ihre Anteile eingebracht, die nun über viereinhalb Milliarden Dollar wert sind. Unter den „Global 1.000“ hat es noch zum Platz 397 gereicht.

diba