„Deutschland“, vor aller Augen aufgeblasen

■ Am Samstag wurden auf den Reichstagswiesen sechs Heißluftballons mit reichlich Symbolik getauft

Berlin. Erwähnung verdient dieses Minispektakel allein wegen des Ortes: Reichstagswiesen. Mehr mini denn spektakulär wurden hier am Samstag sechs Luftfahrtgeräte getauft. Die Firma Warsteiner - „Eine Königin unter den Bieren“, so steht es auch auf den Ballonen - hat sie der Heißluftballon -Nationalmannschaft geschenkt.

Das Touristenvolk blieb kaufender- und speisenderweise bei den bunten Buden vorm Brandenburger Tor oder ruhte auf den gemütlichen Grasmatten im Angesicht des Reichstages. Noch weiter hinten feierte man den Taufakt. Umstellt von Trägerinnen mit Tabletts, darauf das Gebräu der edlen Spenderin, begleitet von der Meyschen Wolkenweise, die auch für so was gut ist.

Erst redete Ost-Berlins Premier Schwierzina. Nicht ohne Entschuldigung, daß er vom Zettel ablese. Und nicht ohne bemerkenswerte stilistische Spitzfindigkeiten. Der Ballon sei „für einige Menschen... der einzige Ausweg aus einer Situation der absoluten Verzweiflung“ gewesen. Die Ballone mögen „dazu beitragen, nicht nur die Freiheit über den Wolken grenzenlos erscheinen zu lassen“, „hier in Berlin, dem Ort, wo Deutschland wieder am sichtbarsten zusammenwächst...“ Wahrscheinlich der entscheidende Grund für die bierernste Feier an dieser Stelle. Aufsteigen durften die Ballone nämlich nicht, „wegen alliierter Vorbehaltsrechte“, wie es der Pressesprecher des Deutschen Freiballonsport-Vereins ausdrückte. Er beantwortete die Frage nach der Platzwahl mit einer raffinierten Gegenfrage: „Das fragen Sie als Berlinerin?“

Dann bemühte Sportsenatorin Volkholz noch einmal die Symbolik der Gefühle - die Ballonfahrer seien löblicherweise der erste Sportverein, der den Schritt zur Vereinigung vollzogen habe. Die sieben seit Januar in der DDR gegründeten Ballonbünde gehören dem bundesdeutschen Dachverband an. Alsbald blies sich „Deutschland“ ganz real vor den Augen der Gästeschar auf. Auf diesen Namen wurde der erste Ballon liebevoll getauft.

su