Mandelamobil

■ Roter Mercedes für Mandela, Knast für ANCler

Johannesburg (taz) - Nelson Mandela hat gestern offiziell sein „Madibamobil“ in Empfang genommen - einen roten Mercedes Benz 500 SE, Geschenk der Mitglieder der Metallergewerkschaft NUMSA im Mercedes-Werk in der Hafenstadt East London in der östlichen Kap-Provinz. Das Luxusgefährt, von der Presse unter Verwendung von Mandelas Sippennamen „Madibamobil“ genannt, wurde dem Vizepräsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) am Sonntag bei einer Großversammlung in Mdantsane bei East London übergeben.

Die Arbeiter haben seit dem 26.März täglich umsonst eine Stunde zusätzlich gearbeitet, um das 250.000 Rand (etwa 153.000 Mark) teure Auto zu bauen. Der Wagen hat alle nur denkbaren Schikanen, darunter Klimaanlage und Autotelefon. Einer NUMSA-Erklärung zufolge ist er „ein Zeichen der Aufopferung und des Dankes“ der Arbeiter für „ihren Führer Mandela“.

Das Geschenk für Mandela wird allerdings überschattet durch Berichte am Sonntag, daß Dutzende von ANC-Kämpfern in den letzten Wochen von der Polizei verhaftet worden sind. Es wird gerschätzt, daß mindestens 40 führende ANC-Guerilleros der Polizei in die Hände gefallen sind. Es sollen auch eine Reihe von Waffen beschlagnahmt worden sein.

Das folgt auf Aussagen von Chris Hani, dem stellvertretenden Leiter der ANC-Armee „Umkhonto we Sizwe“ (Speer der Nation), der diese Woche gesagt hatte, daß der ANC noch immer die Macht mit Gewalt an sich nehmen könnte, wenn die Regierung nicht zur Übergabe oder zum Teilen der Macht bereit sei.

Walter Sisulu, der interne Führer des ANC, gab am Sonntag zu, daß die Zahl der beim ANC eingeschleusten Spitzel zugenommen habe. Er betonte jedoch, daß die Frage beim nächsten Treffen mit der Regierung am 6. August besprochen würde. ANC-Führer hatten Journalisten in privaten Gesprächen schon Mitte letzter Woche gewarnt, daß die Regierung in Kürze die Verhaftung führender ANC-Kämpfer ankündigen würde. Damit solle Druck auf die Organisation ausgeübt werden, den bewaffneten Kampf auzugeben.

Hans Brandt