Rosenrabatten gegen Riesen-Rabatte

■ Für die Buga '95: Krempelmarkt und Polenmarkt müssen jetzt schon weichen / Umweltverwaltung sucht nach Bomben, Bunkern und Bodenverseuchung / Ersatzflächen für die Trödler gibt es bislang nicht

West-Berlin. Es hat sich ausgetrödelt - keine Lederjacken, keine Shellacks, keine Kitschleuchter oder Uralt-Comics mehr. Spätestens am 31.März 1991, möglicherweise auch schon früher, müssen die HändlerInnen auf dem Krempelmarkt am Reichpietschufer zum letzten Mal ihre mehr oder weniger brauchbaren Waren zusammenpacken. Nicht Daimler-Benz oder dem nächsten Rock-Spektakel müssen sie weichen, sondern der Bundesgartenschau. Die kommt zwar erst 1995. Weil aber unter dem zukünfigen Buga-Gelände am ehemaligen Potsdamer Personenbahnhof Minen oder Bunker liegen könnten, fangen die Vorboten der Blumenpracht in Gestalt von Bohrtrupps bereits jetzt an zu buddeln.

Weil die Senatsumweltverwaltung am Montag mit vorbereitenden Bodenuntersuchungen beginnen will, werde bereits ab Mittwoch abend das Areal des Polenmarkts „für jegliche private Nutzung gesperrt“, teilte die Senatswirtschaftsverwaltung gestern lapidar mit.

Die Umweltverwaltung will auf den Grundstücken nach Munition, möglichen Bodenverseuchungen, Fundamentresten und verborgenen Tunneln fahnden. Bevor die Bauarbeiten für den geplanten Park beginnen könnten, müsse man „wissen, worauf man stößt“, begründete der Sprecher der Umweltbehörde, Thomas Rogalla, die Fahndung. Der Polenmarkt komme als erster dran, weil es hier keine vertraglichen Bindungen gebe. Das Marktgeschehen sei hier ohnehin längst „im Sande verlaufen“, witzelte Sprecher Wolfgang Heinze von der Wirtschaftsverwaltung.

Wo noch vor wenigen Monaten Tausende von HändlerInnen aus osteuropäischen Ländern mit Tausenden von KundInnen aus West -Berlin um Preise für Wodka, Zigaretten, polnische Kristallvasen und russische Reisewecker gefeilscht hatten, traf man gestern nur noch ein paar Dutzend Schwarzhändler an. Die zeigten sich von der Nachricht über die bevorstehende Sperrung kaum überrascht. Das Areal des Krempelmarkts ist noch bis zum 31.März 1991 verpachtet. Unter Umständen müssen aber auch die Trödler schon früher weichen. Wenn die Umweltverwaltung nebenan auf dem Polenmarkt größere Funde mache, müsse der Vertrag mit dem Pächter unter Umständen schon früher gekündigt werden, hieß es. Die nördlich der Bernburger Straße gelegene Hälfte der ehemaligen Bahnhofsfläche wurde bereits vor einiger Zeit untersucht. Dabei sei „nichts groß gefunden“ worden, räumte Rogalla ein. Trotzdem bedeuten die Buga-Vorbereitungen das endgültige Aus für den Krempelmarkt. Die Händler könnten nicht zurückkehren, bekräftigte Heinze. Über ein Ersatzgelände für den traditionsreichen Flohmarkt hat man im Senat bislang nicht nachgedacht. „Das ist auch nicht unsere Aufgabe“, erklärte Heinze lakonisch.

anb/hmt