Der etwas andere Fußballstar

■ Uwe Bein, Weltmeister aus Frankfurt

PRESS-SCHLAG

Auf dem Empfang der bundesdeutschen Nationalkicker im historischen Frankfurter Römer mußten sie ihn fast auf den Balkon schieben. Beim Schunkeln stand er dann wie eine Salzsäule zwischen Brehme und Matthäus. Und Sempre Roma wollte er auch nicht mitkrähen, obgleich Udo Jürgens selbst den Ton angab. Die Rede ist natürlich von Uwe Bein (29), dem spieltechnisch elegantesten Mann im Team von Weltmeistermacher Franz Beckenbauer. Der gebürtige Hesse Bein ist keiner, der stimmungsmäßig explodiert. Während die anderen Spieler, verzückt von den jubelnden Massen unter ihnen, ausgelassen und champagnerselig ihr Championat feierten, löffelte er einen Krabbencocktail und lächelte still in sich hinein: Sempre Italia?

„Sag niemals nie“, meinte Uwe Bein, als ihn die taz abseits vom Gewühl im brodelnden Kaisersaal - nach seinen italienischen Ambitionen befragte. Schließlich sei es in Italien „sehr schön“ gewesen. Der Mann, der aussieht wie „Queen„-Sänger Freddie Mercury, grinste dabei vielsagend. Mit 29 Jahren noch einmal ans große Geld zu kommen, scheint auch für den Aufsteiger der Bundesligasaison 89/90 eine verlockende Alternative zu sein. Aber noch hat er einen Vertrag bei der Eintracht - und die will mit der Mittelfeldachse Bein/Möller die Meisterschale 1991 endlich in die Mainmetropole holen.

Doch Bein scheint dem altklug daherredenden Andy Möller mit seinem schiefen Lächeln und dem unvermeidlichen Privatmanager im Schlepptau aus dem Weg gehen zu wollen. Was viele Eintracht-Fans nach dem Einkauf des jungen Möller befürchteten, scheint Bein instinktiv schon vor Saisonbeginn zu spüren: Die zwei Superstars im Mittelfeld einer Mannschaft könnten sich neutralisieren - und so das Paradestück der Eintracht, eben die Mittelfeldachse mit Bein, Falkenmayer und Gründel, bis zum Achsenbruch strapazieren.

Als altgedienter Bundesligaprofi, der bei den Offenbacher Kickers, in Köln und beim HSV aufspielte und dort alle Höhen und Tiefen eines Fußballerlebens kennengelernt hat, dürfte Uwe Bein auch kein Interesse mehr daran haben, sich mit dem Youngster Möller um die Gunst des Metropolenpublikums zu streiten. Mätzchen für die Öffentlichkeit gehören ohnehin nicht zum Repertoire des Mannes, der in Milano erst einen Stammplatz im Team des späteren Weltmeisters hatte - und dann (gegen die Niederlande) auf der Tribüne Platz nehmen durfte. Diese taktische Maßnahme des Teamchefs hatte dem sensiblen Bein das Seelenleben gehörig durcheinandergebracht. Denn Frau und Tochter waren eigens ins Meazza-Stadion gekommen, um den Ehemann und Vater im Trikot der Nationalmannschaft spielen zu sehen.

Da bei der Eintracht begnadete Spieler bislang unter rein ökonomischen Gesichtspunkten gekauft und verkauft wurden, hat Uwe Bein dennoch große Chancen, in gar nicht ferner Zukunft in wärmeren Gefilden seine „panini“ zu verdienen. Nach den spektakulären Verkäufen von Detari und Goalgetter Andersen wird der in der Spielanlage an den frühen Beckenbauer erinnernde Bein für die Verantwortlichen am Riederwald sicher der nächste Kassenfüller werden. Die für Möller ausgegebenen Millionen müssen von Vizepräsident und Möllerfan Hölzenbein schließlich wieder „eingespielt“ werden.

Uwe Bein sei's gegönnt. Doch uns Frankfurtern wird er im Waldstadion fehlen. Vorbei die Zeiten mit den Traumpässen aus dem Fußgelenk, mit dem blitzschnellen Zuspiel in die Spitze. Der gebürtige Frankfurter und Ehrgeizling Möller wird da kein Ersatz sein: Sempre Bein.

Klaus-Peter Klingelschmitt