Kein Platz für Antisemix

■ Oberdruide Gwenc-hlan Le Scouezec macht klar: Frankreichs Druiden sind keine Rassisten

Paris (taz) - Die Mistel war geschnitten, die dreißig Druiden, Barden und Ovaten hatten sich in ihren weißen, blauen und grünen Togen kreisförmig in der Lichtung von Saint-Kaduan aufgestellt, wie jedes Jahr, wenn zur Mittjulizeit Druidentreffen ist - da kletterte der Oberdruide Gwenc-hlan Le Scouezec auf den mächtigsten der zwölf Monolithen und sorgte, vom frühen Morgennebel umwogt, für langerwartete Aufklärung: „Die keltische Tradition ist eine freiheitliche, eine Tradition der Öffnung gegenüber der Welt ebenso wie die Verteidigung ihrer Identität. Auf keinen Fall können wir irgendeine Unterstützung für rassistische oder nazistische Thesen dulden.“

Seit anderthalb Jahren werden die etwa 300 praktizierenden Mitglieder des 1899 wiedergegründeten Druidenzirkels von ideologischen Kämpfen heimgesucht: Geschart um Georges, alias Goulven, Pinault, einen militanten Anti-Christen und Hitlerverehrer, der bis vor kurzem noch an der Universität LyonIII keltische Sprachen unterrichtete, versuchte eine Druidenfraktion, ihr Bretonentum rassisch und nicht kulturell zu begründen. „Keltentum kann niemals Sache von Negern, Beurs sein, ebenso wenig wie von Germanen und Slawen“, schrieben sie und warnten vor „debilen Ideen zurückgebliebener 68er“. Als die dissidenten Druiden dann in Bannalec (Finistre) ein eigenes Feuerritual abhielten und sich als getreuere Verwalter des bretonischen Erbes proklamierten, war der Bruch mit den Mehrheitsdruiden vollzogen. Nach der Erklärung von Saint-Kaduan wartet nun die interessierte Öffentlichkeit auf den Spruch des Archidruiden, der seit 1792 seinen Sitz in Wales hat.

Alexander Smoltczyk