Ließ der CIA Olof Palme ermorden?

Rom (taz) - Mit einem zwar im persönlichen „Du“ gehaltenen, inhaltlich aber sehr scharfen Brief hat Italiens Staatspräsident Francesco Cossiga seinen christdemokratischen Parteifreund und Regierungschef Giulio Andreotti „dringend“ aufgefordert, Enthüllungen des staatlichen Rundfunks RAI über eine enge Zusammenarbeit zwischen der 1981 aufgeflogenen kriminellen Geheimloge „Propaganda 2“ und der amerikanischen CIA nachzugehen. Nach den RAI-Berichten, die sich auf ehemalige CIA-Mitarbeiter stützen, soll die „P2“ eine Art euro-asiatischer Arm der CIA gewesen sein und hier die Arbeit für die US-Kollegen erledigt haben. So soll 1979 der Chef der Loge, Licio Gelli, pesönlich beim iranischen Ayatollah Chomeini eine Freilassung der damals von den „Revolutionswächtern“ gekidnappten US-Botschaftsangehörigen so lange verzögert haben, bis der amtierende Präsident Carter zugunsten des Konservativen Ronald Reagan abgewählt war. Weiterhin sollen P2-Mitglieder in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Geheimdienst oder direkt in deren Auftrag beim Mord am schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme 1986 mitgewirkt haben - eine besonders schwerwiegende Anklage nicht nur wegen des Delikts, sondern auch, weil die Loge damals schon gute fünf Jahre offiziell aufgelöst war. Nach Angaben des CIA-Aussteigers und Universitätsprofessors Brenneke soll der Geheimzirkel in der Tat ohne Unterbrechung in nahezu allen schmutzigen Affären der amerikanischen Geheimdienste diesseits des Ozeans fortgewirkt haben.

Daß der Staatspräsident in dieser Sache persönlich interveniert, rührt daher, daß sich die italienische Regierung unter dem oft in P2-Nähe gerückten Ministerpräsidenten Andreotti von selbst nicht zu einer Untersuchung der Enthüllungen aufgeschwungen hat.

Werner Raith