„Grüfo“ offiziell Gegner der Grünen

■ Keine Einigung in Hamburg: Grünen-Bundesvorstand setzt weiter nur auf die GAL statt auf das „Grüne Forum“ / infas-Analyse gibt Realo-Abspaltung nur ein Prozent, GAL bei sechs Prozent

Aus Hamburg Jürgen Oetting

Das „Grüne Forum Hamburg“ (Grüfo) ist von der grünen Bundespartei isoliert. Die realpolitische Abspaltung der „Grün-Alternativen Liste“ (GAL) will im Frühjahr zu den Hamburger Bürgerschaftswahlen kandidieren. Davon ließen sich die Grüfos auch in der vorigen Woche nicht abbringen, als die Bundesvorstandsmitglieder Hans-Christian Ströbele und Manon Tuckfeld an die Elbe gekommen waren, um die Separat -Realos, so Ströbele, „von ihrem Schwachsinn abzubringen“. Nach dem gescheiterten Befriedungsversuch teilten Ströbele und Tuckfeld nun im Namen des Bundesvorstandes der Grünen mit, das „Grüfo“ werde als Gegnerin der gesamten Grünen betrachtet.

Beide erklärten weiter, die Benutzung der Bezeichnung „grün“ im Namen des Grüfo und der fortwährend hergestellte Bezug zur Bundespartei sei irreführend. Die Gruppierung werde aufgefordert, „alles zu unterlassen, was den Anschein erwecken könnte, als bestünde ein organisatorischer Zusammenhang zur grünen Bundespartei.“ Das Grüfo sei weder ein Landesverband noch eine mit den Grünen verbundene Partei. Mitglieder der realpolitischen Abspaltung würden in grüne Landesverbände nicht aufgenommen.

Das Grüfo war im Frühjahr dieses Jahres von einigen realpolitischen Ex-Landesvorstandsmitgliedern der GAL und vom prominenten Realpolitiker Jo Müller gegründet worden. Anlaß der Abspaltung war ein deutschlandpolitischer Beschluß der GAL gewesen, nach welchem diese am „Prinzip der Zweistaatlichkeit“ festhielt. Die Realos akzeptierten diese GAL-Entscheidung kurzfristig, einige von ihnen ließen sich wieder in den Landesvorstand wählen. Wenige Tage später gründeten sie das Grüfo. Etwa zeitgleich spalteten sich sechs der acht Frauen aus der GAL-Bürgerschaftsfraktion ab und gründeten eine unabhängige Frauenfraktion.

Grüfo-Gründung und Abspaltung der Bürgerschaftsfraktion waren von heftigem Medienrummel begleitet. Der ist inzwischen verstummt, die Hamburger Spalt-Realos stagnieren. Die sechsköpfige Frauenfraktion ist in drei Lager gespalten: Eines baut weiterhin auf ein Bündnis mit der GAL, das zweite ist völlig auf das Grüfo fixiert und das dritte hat sich weitgehend aus der politischen Aktivität zurückgezogen. Das Grüfo selbst konnte bislang keine neuen AktivistInnen mobilisieren. Die letzten beiden Vollversammlungen waren von nur jeweils drei Dutzend Personern besucht. Nach der jüngsten infas-Analyse zur politischen Stimmung in Hamburg würde die linke GAL derzeit sechs Prozent der WählerInnenstimmen bekommen, das Grüfo nur eines. Wenn es denn überhaupt genügend KandidatInnen auf die Beine bekommt.