U7: Schwere Zeiten für Waggon-Folklore

■ BVG verfolgt verstärkt U-Bahn-MusikerInnen

Kreuzberg. Jagd auf Untergrundmusiker: Der Ordnungsdienst von BVG und Polizei hat am vergangenen Wochenende verstärkt U-Bahn-MusikerInnen aus den Abteilen geholt und „verwarnt“. Schwerpunkt war nach Angaben von MusikerInnen und der BVG der Bahnhof Yorckstraße an der U-Bahn-Linie 7 Spandau-Rudow. Bei einem Teil der festgehaltenen MusikerInnen wurden die Personalien aufgenommen, außerdem mußten sie ein sogenanntes „Verwarnungsformular“ unterschreiben: Beim nächsten Mal sei mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs zu rechnen. Das Musizieren innerhalb der Züge ist nämlich im Gegensatz zum Singen, Fiedeln und Schrammeln in den Bahnhofszugängen untersagt; auch die Bahnsteige selbst sind tabu. Für das Spielen in den Zugängen (bestes Beispiel: der lange Gang im Bahnhof Hallesches Tor) ist eine „Ausnahmegenehmigung“ bei der BVG zu beantragen; Verwaltungsgebühr: 10 Mark pro Tag. Rund 50 Leute bewerben sich jeden Freitag um die besten Plätze. - Grund für die jetzige besondere Aufmerksamkeit der Beamten sind laut BVG -Sprecher Göbel „das verstärkte Auftreten der U-Bahn-Musik in den letzten Monaten“ und „Beschwerden der Fahrgäste“.

Insbesondere das Geldeinsammeln „werde immer penetranter“. Göbel: „Das sind massive Aufforderungen, von Freiwilligkeit kann keine Rede mehr sein.“ Er verweist außerdem auf eine Fahrgastumfrage. Danach empfinden 45 Prozent die Musik im Waggon als „störend“ und nur 21 Prozent als „gut“. Was die Zugänge angehe, sei die Stimmung „andersrum“. Die Verwarnungen vom Wochenende seien aber „keine Großaktion“ gewesen, sie hätten „im Rahmen der normalen Begehung stattgefunden“.

Die Waggon-MusikerInnen sehen das etwas anders und wollen sich deshalb heute abend wegen der zunehmenden „Verwarnungen“ beraten. Treff ist um 21 Uhr in der Kneipe „UFO“ in der Friedelstraße.

kotte