ANC will baldige Verhandlungen

■ ANC-Exekutivausschuß bleibt beim 6.8. als nächstem Termin / Gewalt zwischen Inkatha und ANC in Sebokeng geht weiter / Kritik an Regierung wegen Untätigkeit / Komplott-Pläne zurückgewiesen

Aus Johannesburg Hans Brandt

Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) hat gestern in Johannesburg betont, daß trotz der Welle der Gewalt im Land und einer Verhaftungsserie von ANC-Mitgliedern die für den 6. August geplante nächste Gesprächsrunde mit der Regierung nicht gefährdet sei. Gleichzeitig rief der ANC die Regierung jedoch dazu auf, dringend gegen weiße Extremisten vorzugehen und mit „demokratischen Organisationen“ über eine Lösung des Konfliktes in Sebokeng zu sprechen. In dem Township südlich von Johannesburg sind seit dem Wochenende etwa 30 Menschen bei andauernden Kämpfen zwischen Anhängern der konservativen Zuluorganisation Inkatha und Sympathisanten des ANC ums Leben gekommen. „Die Exekutive bestätigt die dringende Notwendigkeit, so schnell wie möglich auf dem Verhandlungsweg eine Veränderung Südafrikas in eine nichtrassistische Demokratie zu erreichen“, heißt es in einer Erklärung des ANC, die gestern nach einer zweitägigen Exekutivsitzung veröffentlicht wurde. „Trotz einiger Probleme geht es mit diesem Prozeß vorwärts.“

Die Organisation präsentierte ihre fünfköpfige Delegation, die am 6. August in Pretoria mit der Regierung zusammentreffen wird. Neben Mandela werden ANC -Generalsekretär Alfred Nzo, der Generalsekretär der Südafrikanischen Kommunistischen Partei (SACP), Joe Slovo, wie auch Joe Modise, Leiter der ANC-Armee, und Thabo Mbeki, ANC-Beauftragter für Internationales, an den Gesprächen teilnehmen. Der Erklärung zufolge wird es bei den Gesprächen um die Beseitigung von Hindernissen auf dem Weg zu Verhandlungen, die „Suspendierung bewaffneter Aktionen“ und die Planung von Verhandlungsprozessen für eine neue Verfassung gehen.

Ein Komitee der ANC-Exekutive soll sich mit den Kämpfen zwischen ANC-Anhängern und Inkatha in der Provinz Natal befassen. Mandela verurteilte die Regierung für ihre dortige Untätigkeit. „Die Regierung hat die Zusammenstöße zwischen ANC und Inkatha ausgenutzt, um damit den ANC zu zerstören“, sagte er. „Der ANC gilt noch immer als größte Bedrohung für weiße Vorherrschaft.“ Dennoch hat man offenbar noch keine Strategie, wie mit den Angriffen durch Inkatha umzugehen ist. Eine Treffen mit Inkathaführer Mangosuthu Buthelezi schließt Mandela nach wie vor nicht aus, obwohl kein solches Treffen geplant ist.

Der ANC-Vize wies die in der Presse erhobenen Vorwürfe, daß kommunistische Fraktionen innerhalb der ANC-Armee einen gewaltsamen Umsturz der Regierung geplant hätten, als vollkommen falsch zurück. Der Minister für Recht und Ordnung, Adriaan Vlok, habe ihm persönlich mitgeteilt, daß diese Vorwürfe nicht von der Regierung erhoben worden seien. „Woher hat die Presse Informationen über ein kommunistisches Komplott?“ fragte Mandela. „All diese Gerüchte über Spaltungen im ANC kommen einzig und allein aus der Presse.“ Tatsächlich hatte aber der Leiter der Polizeiabteilung für öffentlichkeitsarbeit, General Herman Stadler, mehrfach von einem kommunistischen Komplott gesprochen. Die ANC-Exekutive verurteilte auch die Verhaftung von ANC-Mitgliedern wie etwa Billy Nair in Natal und forderte deren sofortige Freilassung. Nair war 1984 nach 20 Jahren Gefängnis entlassen worden.