AKW Krümmel: Leckage gefunden

■ 150 Kubikmeter radioaktiv belastetes Wasser sind ins Erdreich geflossen / Nach wie vor unterschiedliche Wertungen des Störfalls / Warum war Tritium im Kühlwasser?

Von Jürgen Oetting

Kiel/Hamburg (taz) - Das Leck in einer Kühlleitung des Atomkraftwerkes Krümmel an der Elbe wurde in den gestrigen Abendstunden mehrere Meter unter der Erde gefunden. Es handelt sich nach Angaben aus dem Kieler Energieministerium um ein etwa fünfmarkstückgroßes Loch, daß durch Korrosion enstanden war. Warum sich radioaktives Tritium im ausgelaufenen Kühlwasser befand, konnte auch gestern noch nicht geklärt werden. Am Montag waren große Wassermengen aus der Kühlleitung in das Erdreich gedrungen. Das Wasser ist tritiumbelastet, jedoch in keiner für Menschen radiologisch gefährlichen Konzentration. Nach ersten Schätzungen der Kieler Reaktorsicherheitsbehörde waren 224 Kubikmeter des radioaktiven Wassers ausgetreten, bevor der Reaktor abgestellt wurde. Inzwischen ist von 150 Kubikmetern die Rede.

Das Wasser stammt aus einem Zischenkreislauf zur Kühlung von Maschinen außerhalb des Reaktorzentrums. Tritium wird in Kraftwerken - auch solchen, die ihre Power nicht aus der Kernspaltung holen - in Minidosierungen in die Kühlleitungen der riesigen Generatoren gegeben, damit Leckagen per Sonde schnell erkannt werden können. Für den leckgeschlagenen Wasserkreislauf jedoch machen Tritium-Gaben keinen Sinn, weil dieser über weite Strecken unterirdisch verläuft, also nicht mit Sonden überprüft werden kann.

Da es aber nach den Angaben der Betreibergesellschaft „Hamburgische Electricitätswerke“ „enge Verbindungen“ zwischen dem Generatorkühlsystem und dem defekten Zwischenkreislauf gibt, kann das Tritium aus der Generatorenkühlung stammen. Eine andere Möglichkeit ist, daß bei der Tritium-Zugabe die Kühlkreisläufe verwechselt wurden. Als sicher gilt inzwischen, daß es keine Verbindung der beiden Kühlkreisläufe mit dem des hochaktiven Reaktorkerns gibt. Wäre es anders, hätte man beim ausgetretenen Wasser Gammastrahlung festgestellt.