„Bremer Schulen sind nicht drogenfrei“

■ CDU-Jugend: „Drogenhilfeplan unzureichend“ / Methadon-Programm ausweiten und „verstaatlichen“

Die Jugendorganisation der CDU hat sich bei ihren Mitgliedern umgehört. An zahlreichen Schulen können Bremer Kinder und Jugendliche Drogen kaufen. Ergebnis ihre keineswegs repäsentativen und spontanen Umfrage: Zumindest in der Gesamtschule Ost, in Hermann-Böse-Gymnasium, sowie in den Schulzentren Steffensweg und Helgolander Straße sind Drogen zu haben. Zwar seien die Schulhöfe keine „Drogenhandelszentren“, doch „verstärkten Konsum“ (Eckhoff: „Auch wenn es 'nur‘ Hasch ist“) gebe es allemal. Dies sei ansatzweise auch schon in der letzten Sitzung der Gesundheitsdeputation festgestellt worden. Der JU -Landesvorsitzende weiter: „Meistens sind es MitschülerInnen, die Drogen verkaufen.“ Lediglich vom Steffensweg weiß der Landesvor

sitzende, daß auch Dealer im Geschäft sind.

Die Junge Union kritisierte gestern den Bremer Drogenhilfeplan, und besonders dessen Aussagen zum Schulbereich. Im Plan heißt es nämlich: „Für überwiegend in den Medien aufgetauchte Berichte über ein breites Übergreifen vom Drogenkonsum oder Drogenhandel auf den Schulbereich gibt es in Bremen ebenfalls keine Bestätigung.“ Eckhoff: „Da wurden nur Polizei und Schulleiter zu befragt.“

Entsprechend hält die JU die Drogen-Vorsorge an den Bremer Schulen für unbefriedigend. Die Prävention an Schulen könne nicht auf den Chemie- und Biologieunterricht und einzelne Projektwochen reduziert bleiben, so der Landesvorsitzende. Die im Drogenhilfeplan vorgesehenen

Drogenkontaktlehrer „gehen am Bedarf vorbei“, Eckhoff: „Eine von oben vorgesetzte Kontaktperson ist falsch. Die Schüler brauchen Lehrer ihres Vertrauens, die entsprechend aus- und fortgebildet und vor allem: sensibilisiert sind.“ Die JU fordert aber auch Maßnahmen wie bei der AIDS-Bekämpfung: Harte Werbespots, die die Schüler schocken und abschrecken.

Eckhoff fordert eine schnelle Ausweitung des Methadon -Programms: 70 Substituierte bei 1.500 Drogenabhängigen in Bremen sind zuwenig. Doch auch dabei gebe es Probleme. Der JU-Landesvorsitzende zur vorgesehenen psychosozialen Betreuung der Süchtigen: „Es kann nicht angehen, daß viereinhalb Monate lang Methadon ohne die notwendigepsychosoziale Betreuung ausgege

ben wurde“ sagte er und kritisierte, daß erst jetzt die nötigen stellen bewilligt wurden.

Die Methadon-Vergabe will die JU den praktizierenden Ärzten aus der Hand nehmen und sie statt dessen „verstaatlichen“. Nach Meinung Jungen Union seien die Ärzte mit den Substitutions-Patienten in ihren normal weiterlaufenden Praxen überfordert. Obwohl ein Arzt nur drei

Süchtige mit Methadon behandeln solle, so Jens Eckhoff, gebe es inzwischen Ärzte mit acht Patienten. Eine Lösung des Problems sieht die JU darin, die Methadon-Ausgabe „organisatorisch“ dem Hauptgesundheitsamt anzugliedern. Dort sollen dann eigens für diesen Zweck angestellte Ärzte die Vergabe und Betreuung übernehmen.

Auch im Bereich der ambulanten Therapie will die CDU -Jugendorganisation etwas getan wissen. Mit Hilfe von freien Trägern könne der ambulante Bereich ausgebaut werden. Weil die 18 Monate dauernde Langzeittherapie von vielen gar nicht erst begonnen würde, solle das zum Beispiel in Hohehorst begonnene ambulanteModellprojekt „STEP“ (Therapiedauer: drei bis sechs Monate) verstärkt werden. Besonders wichtig findet die JU auch die Betreuung von Berufstätigen. Bisher gebe es nur Hausärzte, an die sich die Berufstätigen wenden könnten. Jens Eckhoff: „Hier müssen Kontaktstellen her.“

Viel Gerede? Nach eigenen Angaben will die Junge Union zumindest in den Schulen selbst aktiv werden: Anfang des Schuljahres soll dann eine Broschüre an den Bremer Schulen verteilt werden. Der Landesvorsitzende Jens Eckhoff: „Es soll eine sachbezogene Broschüre werden“.

Thomas Heuzeroth