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Plaste und Elaste, aber keine Knete

■ Leere Kassen beim Ex-Oberligisten Chemie Schkopau / Die Buna AG kann nicht mehr zahlen

PRESS-SCHLAG

Von Milliarden in aller Welt verfolgt, rollte der Fußball vor einigen Wochen über den Rasen der italienischen WM -Stadien. Millionen wurden eingespielt, Millionen ausgegeben, das Spektakel war perfekt, König Fußball wiedermal der König der Welt. Doch zur selben Zeit wird der Herrscher in manchen Provinzen seines Reiches auch zum Bettelmann.

Vom 1. Juli an sah sich die Buna AG nicht mehr in der Lage, ihre Ex-Oberligaelf von Chemie Schkopau weiter finanziell zu unterstützen. Zu groß der eigene Finanzbedarf des Ex -Kombinates, zu unsicher die Finanzierung der bis Jahresende absehbaren Defizite. Etwas mehr als 214.000 Mark fehlten dem vorjährigen Tabellenvierzehnten der Ligastaffel B urplötzlich in der Kasse. Damit war ein weiterer Verbleib in der zweithöchsten Spielklasse der Noch-DDR, obschon sportlich möglich, nicht mehr drin.

Mit der Rückgabe der Liga-Lizenz wiederum platzten die schon unterschriftsreifen Verträge mit einer westdeutschen Werbeagentur, zwei Monate vor dem nun angestrebten Start in die neugeschaffene Landesliga Sachsen-Anhalt steckten die Buna-Kicker bis zum Hals in scheinbar unlösbaren Sorgen: Die Kasse war leer, Unterstützung blieb aus, Abhilfe war nicht in Sicht.

In dieser prekären Situation griffen Sektionschef Karl -Heinz Zücker sowie seine Trainer und Übungsleiter zum dünnen Seil der Selbsthilfe. Sie fuhren über Land, um selbständige Handwerksmeister, Gastwirte und mittelständische Unternehmen zu besuchen, die eventuell als Sponsoren, Fördermitglieder oder Werbepartner gewonnen werden könnten. „Natürlich wissen wir“, erklärt Rudolf Jacobs, Übungsleiter der 2. Mannschaft, „daß alles vorerst nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Wir werden noch viel mehr Unterstützung brauchen, um aus der derzeitigen Talsohle herauszukommen.“

„Wir stehen erstmal völlig unvorbereitet vor dem Nichts“, erzählt Trainer Rainer Liesewicz nach dem plötzlichen Ausbleiben der Buna-Gelder. „Wir müssen Busse, Startgelder, Schiedsrichter, Wäscherei und was weiß ich noch alles bezahlen, ohne genau zu wissen, wovon. Immerhin werden bis zum 1.August alle unsere Spieler einen Arbeitsplatz im Buna -Werk bekommen. Einer unserer besten Stürmer hat sich allerdings schon abgemeldet. Ich fürchte, andere werden ihm folgen.“

Auch die Existenz eines guten Dutzends Nachwuchsmannschaften steht auf dem Spiel. Übungsleiter, die früher vom Verein bezahlt wurden, werden plötzlich zu ehrenamtlichen Helfern und müssen Urlaub nehmen, um mit den Jugendlichen ins Trainingslager zu fahren. „Lange halten wir das nicht aus“, sagt Liesewicz.

Für den Landesligastart im September wird nun darauf gehofft, daß die Finanzkraft der inzwischen gewonnenen Sponsoren - Eisdielen, Optiker und Autohändler - ausreicht, die Existenz zu sichern, oder daß doch noch der ersehnte Vertrag mit der BRD-Werbeagentur zustande kommt.

St. Könau

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