Frankfurter Müll im Schwarzen Loch

■ Nach Gebührenerhöhungen gehen im Raum Frankfurt die Müllmengen angeblich „sensationell“ zurück

Berlin (taz) - Die Müllverantwortlichen im Großraum Frankfurt reiben sich verdutzt die Augen: Nach einer drastischen Erhöhung der Deponiegebühren für Bauschutt, Baustellenabfälle, Erdaushub und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle im Frühjahr und der Schließung der Großdeponie Buchschlag im Juni ebbte der bis dahin stetig angeschwollene Müllstrom „praktisch über Nacht“ dramatisch ab. Gegenüber dem ersten Halbjahr 1989 ging die Müllmenge auf den Deponien des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) von 1,2 Millionen Tonnen auf 830.000 zurück. Im Juni, dem ersten Monat ohne Buchschlag, registrierten die Müllmanager gerade mal 91.000 Tonnen gegenüber 242.000 im Vorjahresmonat.

Die Freude über den „sensationellen“ Erfolg ist allerdings alles andere als ungetrübt. Der im UVF zuständige Beigeordnete Thomas Rautenberg (SPD) befürchtet nämlich, daß von den Bauunternehmen insbesondere „größere Mengen belasteter Erdaushub mit sauberem verschnitten und dann die Wege des nicht belasteten gehen“. Mit anderen Worten: Belasteter Müll würde als „Wirtschaftsgut“ zur Rekultivierung von Altdeponien, zum Aufschütten von Schallschutzwällen oder im Landschaftsbau einer neuen Nutzung zugeführt, vor allem in anderen Bundesländern. Zwar hätten die Unternehmen verstärkt Anstrengungen zur Vermeidung, Wiederverwertung und getrennten Sammlung der Müllmengen unternommen; Baustellen- und hausmüllähnliche Abfälle hätten jedoch, so Rautenberg, „auf nicht erklärliche Weise abgenommen“.

In der Tat sind die Abfallströme gegenwärtig nicht zu kontrollieren. Der UVF will nun die Unternehmen ins Gebet nehmen, die einen besonders großen „Einbruch“ ihres Müllaufkommens zu verzeichnen haben.

gero