Von einer Peinlichkeit in die andere

■ betr.: "Bahnsteig zu kurz. Peinliche Panne beim Umbau des Bahnhofs Zoo", taz vom 16.7.90

LESERiNNENBRIEFE

Betr.: „Bahnsteig zu kurz. Peinliche Panne beim Umbau des Bahnhofs Zoo“, taz vom 16.7.90

(...) „Peinliche Panne für taz und Cramer“, so wäre diese Überschrift schon richtiger. Schlampige Recherche der taz kombiniert mit einer schon bemitleidenswerten Uninformiertheit Michael Cramers. Da konnte nichts Besseres herauskommen als dieser unsagbare Artikel von „hmt“, zu dessen Gunsten man allerdings anführen kann, daß er wohl noch auf ein gewisses Maß an Sachkompetenz des verkehrspolitischen Sprechers der AL vertraut hat; allerdings weit gefehlt.

(...) Richtig ist folgendes: Erst nach zähen Verhandlungen mit der DDR wurde 1987 (!) ein Kompromiß über eine Bahnsteigverlängerung beim Bahnhof Zoo erreicht. Dieser Kompromiß führte zu einem Ausbau des Bahnsteiges auf die heutige Länge, ausreichend für IC-Züge und internationale Züge mit 14 Wagen. Ein längerer Bahnsteig wurde damals zwar von der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen ohne Kenntnis der Ereignisse des 9. November 1989 bereits angestrebt, war aber insbesondere deshalb nicht durchsetzbar, weil die Deutsche Reichsbahn auf dem Erhalt des Stellwerks Zoo, das einer Erweiterung im Wege stand, bestand und ganz generell einen IC-Verkehr nach Berlin (West) ohnehin nicht zulassen wollte. Die Planer haben damals bereits weitsichtig gehandelt, obwohl eine ICE -Verbindung nach Berlin vollkommen außerhalb jeder Diskussion stand, und das bestmögliche Ergebnis herausgeholt.

Zu dem Problem der Verbindung zwischen U9 und der nördlichen Bahnhofshalle mag Herr Cramer darlegen, wie dies unter Berücksichtigung des vorhandenen Wassersammlers der Berliner Wasser-Betriebe ohne den erforderlichen hohen Aufwand machbar wäre. Für sachliche Anregungen eines „Verkehrsexperten“ bin ich immer zu haben.

Wolfgang Nagel, Senator für Bau und Wohnungswese

Anmerkung der Redaktion: Grundlage des erwähnten Artikels war in erster Linie die Antwort des Bausenators auf eine kleine Anfrage des Abgeordneten Cramer zu besagtem Thema. Wir nehmen zur Kenntnis, daß es nicht ausreicht, auf Antworten des Bausenators auf parlamentarische Anfragen zu vertrauen, und werden dies künftig bei Recherchen berücksichtigen.