Maestro Sinopoli: Dresden statt Berlin

Berlin/Bayreuth. Giuseppe Sinopoli, vor kurzem unter aufsehenerregenden Umständen zurückgetretener Chef der Deutschen Oper Berlin, wird Chefdirigent der Staatskapelle Dresden. Er werde diese neugeschaffene Position von Mitte 1992 an für fünf Jahre übernehmen, teilte Orchesterdirektor Gerhard Pluskwik gestern bei einer internationalen Pressekonferenz in Bayreuth mit.

Gleichzeitig wurde bekannt, daß Sinopoli darüber hinaus bis 1994 vertraglich weiterhin an das Philharmonische Orchester London gebunden bleibt. Der Dirigent bekräftigte außerdem, er werde alle fest vereinbarten Projekte an der Deutschen Oper Berlin der Spielzeit 1990/91 abwickeln und in Dresden keine Chefposition an der Semper-Oper übernehmen. Dies gehörte zu den Bedingungen, unter denen die Westberliner Kultursenatorin Anke Martiny (SPD) der Bitte Sinopolis zugestimmt hatte, ihn von seinem Vertrag ohne Regreßansprüche zu entbinden. Zur Be gründung hatte der Maestro ange geben, er könne mit dem Generalintendanten der Deutschen Oper, Götz Friedrich, menschlich und künstlerisch nicht länger zusammenarbeiten.

Sinopoli war nach übereinstimmenden Angaben aus Dresden „nicht von oben diktiert“, sondern vom Orchester zum Chef gewählt worden, der die „hohe Disziplin und Ernsthaftigkeit“ der Musiker lobte. Er werde jährlich sechs Symphoniekonzerte einstudieren, die Schallplattenarbeit intensivieren und mehrere Gastspielreisen unternehmen, kündigte er an.

taz/dpa