Durchbruch für „La Belle„-Fahnder?

■ Anschlag auf die Diskothek „La Belle“ in Schöneberg 1986: Westberliner Kripo nahm jetzt mutmaßlichen Kundschafter der Terroristen fest

Berlin. Im Zusammenhang mit dem blutigen Anschlag auf die Diskothek „La Belle“ vom April 1986 ist jetzt in West -Berlin ein Deutscher arabischer Herkunft festgenommen worden. Dem 32jährigen wird von den Justizbehörden vorgeworfen, von den aus der Ostberliner Botschaft Lybiens aus operierenden Terroristen mit der Beobachtung der Diskothek beauftragt worden zu sein. Der Mann, der am Mittwoch nach einer Hausdurchsuchung festgenommen wurde und seit Donnerstag in U-Haft sitzt, bestreitet die Tat. Weitere fünf Tatverdächtige arabischer Herkunft seien flüchtig, hieß es.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur handelt es sich bei dem Festgenommenen um Ali Mansur. Der Sprecher des Innensenators Pätzold, Werner Thronicker, wollte zum Namen und zur Nationalität des Festgenommenen keine Angaben machen. Gegen alle sechs Tatverdächtigen besteht ein Haftbefehl vom 19. Juli dieses Jahres wegen Mordverdachts. Den entscheidenden Tip bekam die Westberliner Kripo jetzt von einem früheren leitenden Stasi-Mitarbeiter. Mit ihm besitzen die Justizbehörden erstmals einen Zeugen, der über den damaligen Stasi-Kenntnisstand Bescheid weiß. Die im Wege der Rechtshilfe von West-Berlin aus angeforderten Akten des Ex-Stasi-Ministeriums sind dagegen noch nicht eingegangen. Das Ostberliner Innenministerium hatte nach einer gemeinsamen Einsicht von West- und Ostberliner Kriminalbeamten in die Akten erklärt, „daß daraus keine konkreten Hinweise auf einen Täter oder eine Tätergruppe“ abgeleitet werden könnten. Dem hat Innensenator Pätzold gestern heftig widersprochen. Die in den Akten enthaltenen Hinweise seien durch die bei der Hausdurchsuchung aufgefundenen Beweismittel teilweise bestätigt worden, erklärte Pätzold gestern.

Aus ermittlungstaktischen Gründen könnten keine weiteren Angaben zum derzeitigen Ermittlungsstand gemacht werden, teilte die Westberliner Justiz am Freitag mit. An die Anwendung der Kronzeugenregelung sei jedoch nicht gedacht.

Der DDR-Staatssicherheitsdienst verfügte über genaue Kenntnis des Verbrechens, bei dem drei Menschen getötet und über 200 zum Teil schwer verletzt worden waren. Der Stasi war bekannt, daß vom „Libyschen Volksbüro“ in Ost-Berlin aus ein Anschlag in West-Berlin geplant wurde. Die Stasi wußte ebenfalls, daß der am 12.Februar 1986 eingereiste Musbah Abulgasem (33) ihn ausführen sollte. Musbah wurde in der Botschaft dem Palästinenser Yusseff Salam (37) zugeordnet. Dieser beauftragte wiederum einen in West-Berlin lebenden Libanesen mit der Suche nach einem geeigneten amerikanischen Objekt.

Ein für den 25. 3. 1986 geplanter Anschlag wurde mangels Vorbereitung verschoben und daraufhin der jetzt festgenommene Ali Mansur mit der Beobachtung eines anderen Objekts betreut. Zuerst gerieten die Diskotheken „Stardust“ und „Nashville“ in den Blick, erst später verständigte man sich auf „La Belle“.

ccm/dpa