Zonis verarschen

■ „Kaum zu glauben“, Do., 26.7., ZDF, 19.25 Uhr

Zonis verarschen ist eine schöne Sache. Der westdeutsche Fernsehhumor kommt erst so richtig in Fahrt, wenn die Kaffer aus dem Osten in der Crazy Show sach- und fachgerecht aufs Kreuz gelegt werden. Puppenlustig war's in der letzten Folge, als Pit Weyrich ein paar Dresdner Frauen breitschlagen konnte, hartgekochte Eier zu bebrüten. Und diesmal war Jan Hofer in Dresden. Der Zieraffe von der Tagesschau gab sich als BRD-Golfer aus und machte einen Passanten zum Deppen, dem er ein Stopp-Schild in die Hand drückte und ihn den Verkehr anhalten ließ, um ungestört einen Ball über die Fahrbahn zu schlagen.

Solche Kurzweil ist noch ausbaufähig. Zum Beispiel mit Angelika Unterlauf, deren Einladung ein weiterer Schritt in die richtige Richtung war. Weyrich sollte sie als ständige Mitarbeiterin für Kaum zu glauben engagieren. Die ehemalige Nachrichtensprecherin der Aktuellen Kamera verfügt nämlich über einen schier unerschöpflichen Erfahrungsschatz in der Verarschung ihrer Landsleute. Dreizehn lange Jahre hat sie die amtlichen Späße des Pollitbüros verlesen, und es war ein vorläufiger Höhepunkt ihrer Fernsehlaufbahn, als sie letztes Jahr die chinesische Parabel zum Vortrag brachte, die in etwa besagt, daß eine sozialistische Obrigkeit unter der staatseigenen Bevölkerung zur Hebung der politischen Moral gelegentlich ein zünftiges Gemetzel veranstalten muß. Danach kam die Wende, und Angelika Unterlauf versah zuverlässig wie eh und je ihren Bildschirmdienst; bis sie Anfang Juli schließlich geschaßt wurde. Die Zonies sind halt doch ein arg humorloses Völkchen.

Da wird es ihnen eine Lehre sein, Frau Unterlauf keine vier Wochen später bei uns im Westfernsehen zu begegnen. Ganz die alte Spaßmacherin bekennt sie, von den November-Ereignissen tief beeindruckt worden zu sein; und nachdem das Trio zum vertraulichen Du übergegangen ist, vergißt sie auch nicht darauf hinzuweisen, daß sie eine prima Figur hat und von jedermann viel jünger geschätzt wird, als sie tatsächlich ist. Dann kommt ihr spaßiger Film, in dem sie behauptet, Redakteurin zu sein, und einen gutmütigen Menschen dazu bringt, vor ihr wie ein Hund auf dem Boden herumzurobben.

Angesichts dieser Bilder sollten die DDR-BürgerInnen den alten Hader vergessen und sich ein Beispiel an ihrer Angelika Unterlauf nehmen. Neben der körperlichen Fitneß besitzt sie nämlich auch jene geistige Flexibilität und Mobilität, die in dieser schnellebigen Zeit der marktwirtschaftlichen Umwälzung allen abverlangt wird.

Frau Unterlauf ist der lebendige Beweis, daß die westliche Demokratie und das ZDF jeden belohnen, der sein Pensum flink und umfassend dazulernt. Die Wegstrecke, die sie zurücklegen mußte, war gewaltig. Sie hat es trotzdem in Rekordzeit geschafft, und das macht sie zum Vorbild. Ihr Land darf stolz auf sie sein.

Thomas Adam