Tempo 130 für Berlins Wohngebiete?

■ Ex-Verkehrssenator W. und die Volksgesundheit

West-Berlin. Seit Edmund Wronski die harte Oppositionsbank drückt, hat er viel mehr Zeit, mittels nützlicher Druckerzeugnisse seinen Horizont zu erweitern. So hatte er letztens das Fachblatt 'auto motor & sport‘ bei der Hand, und darin fiel sein Blick auf einen Bericht über eine Abgasmessung. Augenblicklich schmiß er wohl die Broschüre in die Ecke, rannte los und erreichte völlig außer Atem das Abgeordnetenhaus - gerade noch rechtzeitig, um dem Senat mit einer kleinen Anfrage den Rest zu geben: „Wie bewertet der Senat den Sachverhalt, daß die Drosselung der Geschwindigkeit (...) den Anteil von CO - eine der Ursachen für den Treibhauseffekt um 300% (!) und den Anteil von CO2 um 30% erhöht? Wird der Senat ungeachtet dieser ökologischen Folgewirkungen seine 30 km/h-Politik fortsetzen und damit wissend zu einer Schädigung der Gesundheit der Bevölkerung beitragen?“ Vermutlich völlig erschüttert, vergaß daraufhin Verkehrssenator Wagner völlig, E.W. dezent darauf hinzuweisen, daß nicht das CO, sondern lediglich das vollständig verbrannte Gas CO2 für den Treibhauseffekt zuständig ist. Stattdessen erklärte er seinem Widersacher, daß er die Zeitschrift im Gegensatz zu Wronski bis zum Schluß gelesen habe und somit wisse, daß dies lediglich ein Einzelversuch gewesen sei, an dessen Ende lediglich ein „Zufallsergebnis“ gestanden habe. Über längere Zeit durchgeführte „Versuchsreihen„ hingegen hätten eher das Gegenteil bewiesen. Sicherlich eine herbe Enttäuschung für den Gesundheitsapostel Wronski: Hatte er sich doch bestimmt schon darauf gefreut, als Beitrag zur Volksgesundheit in sämtlichen Wohngebieten Tempo 130 einführen zu lassen.

Olaf Kampmann