Brandanschlag auf Potsdam-Cecilienhof

■ Bekennerbrief läßt auf Täterschaft der Republikaner schließen / Historischer Konferenzsaal angesteckt

Berlin (taz) - Die Potsdamer Volkspolizei hatte am Sonntag noch keine heiße Spur der Täter vorzuweisen, die in der Nacht zum Freitag mit einem Brandanschlag auf die Gedenkstätte Cecilienhof in Potsdam erheblichen Sachschaden angerichtet hatte.

Die elektronische Sicherheitsanlage hatte um 0.29 Uhr Alarm ausgelöst, der Konferenzsaal war in Brand gesteckt. Acht Löschfahrzeuge rückten den Flammen zu Leibe, die innerhalb von 24 Minuten gelöscht werden konnten. Der historische Raum, in dem US-Präsident Harry Truman, der britische Premier Winston Churchill und der sowjetische Diktator Josef Stalin vor 45 Jahren das Potsdamer Abkommen unterzeichneten, war in Mitleidenschaft gezogen worden. Tische und Stühle wurden durch Löscharbeiten leicht beschädigt. Die Restaurierung des Dachstuhls und der ebenfalls durch die Flammen beschädigten Innenwand-Täfelung dürften nach Angaben des zuständigen Restaurators „einige 50.000 Mark kosten“. Die Gedenkstätte muß zunächst geschlossen werden.

Ein Polizeisprecher sagte am Sonntag auf Anfrage, es seien etliche Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Eine Einsatzgruppe verfolge „verschiedene Spuren“. Zu dem Anschlag hatte sich eine Organisation in einem Schreiben mit dem Signet der Republikaner bekannt. Der Polizeisprecher sagte, es sei schwer einzuschätzen, ob dieses Schreiben als authentisch anzusehen ist. Weitere Hinweise wollte die Kripo nicht geben, da zahlreiche Ansätze zur Ergreifung der oder des Täters vorliegen würden.

Noch am Tatort teilte die Kripo Potsdam der Presse mit, daß eine Fensterscheibe von außen zerschlagen wurde. Der Brand wurde den Ermittlungen zufolge offenbar an den Samtvorhängen gelegt. Etwa 100 Meter von der Brandstelle entfernt fanden die Behörden im angrenzenden Neuen Garten einen Bekennerbrief, dessen Inhalt ernst zu nehmen sei. Die Verfasser drohten weitere Anschläge an, falls der Wortlaut nicht veröffentlicht werde. Der Anschlag sei nicht angedroht worden, berichteten Mitarbeiter des Museums. Bei Führungen hätten sich jedoch vornehmlich Bürger aus der BRD für die baldige Schließung der Gedenkstätte, in der die „überwundene Niederlage Deutschlands“ dokumentiert würde, ausgesprochen.

ABC