: Asyl paradox
■ Fidel Castro bot spanischen Familien Asyl in Kuba an Trotz ihres Aufnahmebegehrens lehnten sie ab
Madrid (taz) - Mit einem Fest endete am vergangenen Sonntag eine ungewöhnliche Aktion Madrider Bürger: Während in der spanischen Botschaft in Havanna erneut Flüchtlinge aufgetaucht waren, um politisches Asyl gebeten und die Diplomatie in Schwierigkeiten gebracht hatten, drehten 125 Familien des Madrider Vororts Cerro Belmonte den Spieß um. Sie baten in der kubanischen Botschaft in Madrid um politisches Asyl, da die Gemeinde von Madrid das Gelände, auf dem sie wohnen, enteignen wolle. Was nur die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf ihre Nöte hatte lenken sollen, erfuhr jedoch ein unerwartetes Echo: In seiner Ansprache zum 37. Jahrestags des Sturms der Moncada akzeptierte Fidel Castro ihren Wunsch und versprach ihnen Wohnung und Arbeit in Kuba. „Diese Spanier zeigen, wer das wirkliche spanische Volk ist“, erklärte der Maximo Lider, „das gegen den Fachismus und für seine Unabhängigkeit gekämpft hat.“ Die erstaunten Bürger lehnten das freundliche Angebot ab und zogen es vor, in Madrid weiterzustreiten. Doch zum Dorffest am Sonntag wurden Vertreter der kubanischen Botschaft eingeladen. Zum Tanzen braucht man nicht in die Karibik.
Antje Bauer
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