Anschlag auf reaktionären Tory

■ Ian Gow war seit den siebziger Jahren ein vehementer Verfechter einer harten Linie in Nordirland

London (ap/dpa/taz) - Ian Gow, der gestern durch eine Autobombe vor seinem Haus bei Eastbourne in Südostengland getötet wurde, gehörte zum reaktionären Flügel der konservativen Partei und machte kein Hehl aus seiner Sympathie für die nordirischen Unionisten, die sich auf keine Absprachen mit der Republik einlassen wollen und für einen Verbleib der Provinz bei Großbritannien eintreten. Er galt als einer der Vertrauten von Premierministerin Margaret Thatcher und leitete im Unterhaus den Nordirland-Ausschuß konservativer Abgeordneter.

Gows Einmischung in die Nordirland-Politik begann in den siebzigerer Jahren, als er in dem Team konservativer Abgeordneter unter Airey Neave, dem Nordirland-Minister im konservativen Schattenkabinett, aktiv war. Neave, ein politischer Mentor von Gow, wurde 1979 bei einem Attentat der INLA (Irische Nationale Befreiungsarmee) getötet. Unter Margaret Thatcher wurde Gow Finanzsekretär. Von diesem Posten trat er 1985 aus Protest zurück, um gegen das anglo -irische Abkommen zu protestieren, in dem der Republik Irland eine beratende Rolle bei Nordirland-Fragen eingeräumt werden sollte. Das Abkommen werde die Probleme der Provinz nur vergrößern, hatte Gow damals gesagt.

Dennoch blieb er einer der einflußreichsten konservativen Abgeordneten. Gow brachte einen Gesetzentwurf in das britische Parlament ein, mit dem eine vorzeitige Entlassung verurteilter „Terroristen“ wegen guter Führung verboten werden sollte.

Bislang hat sich noch niemand zu dem Anschlag bekannt. Es deutet aber nach ersten Ermittlungen alles auf die IRA hin. Seit Februar hat die IRA zwölf Anschläge in Großbritannien ausgeführt. Dabei kamen drei Menschen ums Leben. Gow ist der vierte Unterhausabgeordnete, der bei einem Anschlag ermordet wurde. In den vergangenen Wochen sind in der britischen Hauptstadt mehrere Bomben hochgegangen. In Nordirland wurden in der vergangenen Woche drei Polizisten und eine katholische Nonne getötet, als eine ferngezündete Bombe die vorbeifahrenden Autos sprengte. Gow hatte den Anschlag als „pervertierte Nutzlosigkeit“ bezeichnet. Er fügte damals hinzu: „Wir werden niemals, niemals nachgeben.“

RaSo