Viehkrankheit in der BRD entdeckt

Stuttgart (taz/dpa) - In Villingen-Schwenningen in Baden -Württemberg mußten am Wochenende 1.200 Schafe notgeschlachtet werden. Ein Tier aus der Herde war an der Traberkrankheit Scrapie verendet. Veterinärmediziner vermuten, daß der Erreger von Scrapie mit dem Erreger der Rinderseuche BSE („Rinderwahnsinn“) identisch oder eng verwandt ist. Die Interpretation, daß damit die Rinderseuche auch in der Bundesrepublik ausgebrochen ist, wurde gestern vom Bundesgesundheitsamt zurückgewiesen. Aber auch das Auftreten von Scrapie sei für die Bundesrepublik ein schwerwiegender Befund, sagte der Virologe Wolfgang Mields gegenüber der taz.

Das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium teilte am Montag mit, daß der Erreger in einer Schafherde im Südwesten entdeckt worden ist. Daraufhin sei die Anordnung zum Töten der gesamten Herde ergangen. Die Traberkrankheit war bei einem aus Großbritannien stammenden Schaf festgestellt worden. Die getöteten Tiere wurden bereits zu Tiermehl verarbeitet und sollen noch in dieser Woche „vorsorglich“ als Sondermüll verbrannt werden. Auch im westfälischen Höxter soll die Traberkrankheit jüngst bei Ziegen aufgetreten sein. Die Erkrankung war in der Bundesrepublik seit 42 Jahren nicht mehr diagnostiziert worden.

Das Bundesgesundheitsamt wies gestern darauf hin, daß Scrapie - anders als die Rinderseuche BSE - eine weltweit vorkommende Krankheit sei. Als beinahe gesicherte „Arbeitshypothese“ wird angenommen, daß durch die Verarbeitung der toten Schafe zu Tiermehl und die Verfütterung des Mehls an Rinder die Übertragung und Auslösung der Rinderseuche BSE erfolgt sei. Anders als in Großbritannien müßten in der Bundesrepublik Tierkörpermehle 20 Minuten lange auf 133 Grad erhitzt werden. Dadurch könne der Erreger abgetötet werden.

Für die Übertragung des Erregers von Scrapie und BSE auf den Menschen gibt es nach Einschätzung der Veterinärmediziner ein „geringes Restrisiko“. Deshalb müßten weitere Forschungen betrieben werden, heißt es in einem Papier des Instituts für Veterinärmedizin des Bundesgesundheitsamtes.

Sowohl die Traberkrankheit als auch BSE lassen sich nur am toten Tier nachweisen. Dies erschwert Vorsorgemaßnahmen. Der Schäfer der Schwenninger Herde hatte vor geraumer Zeit Auffälligkeiten bei einem seiner Schafe festgestellt und den zuständigen Schafgesundheitsdienst verständigt.

-man