Yoga bei den Eichhörnchen

■ Freiluftyoga im BürgerInnenpark / Honorar geht an Tierversuchsgegner

Das ist ein Tagesanfang. Die bloßen Füße im Gras. Den Blick, sobald es eine Übung erlaubt, nach oben verlieren in die Blätterpracht des Riesen-Lindenbaums oder in die durchschimmernden Himmelsflecken, oder die Augen den Baumstamm entlang wandern lassen, den Eichhörnchen nach.

„Yoga im Freien“ heißt die Veranstaltung. In den Ferien bis zu sieben Mal in der Woche; merklich mehr bei den Bürgerinnen als bei den Bürgern beliebt.

Der Ort: Eine Wiese beim Markusbrunnen im aber noch immer männlich benamsten Bürgerpark. Für die meisten Teilnehmerinnen in ihren Trainingsanzügen oder enganliegenden sportlichen Einteilern wichtiger als Gras und Himmel: Die Übungen.

Tanzkönig

Da gibt es elegante wie den „Tanzkönig“. Da balanciert frau im Endstadium auf einem Bein und schwebt ein wenig wackelig

und wie bei Schwanensee. Da gibt es auch klassische Yoga -Heilkunst wie die „Kerze“ und zwischendrin auch mal eine Bauchmassage nach Herrn Kneipp - „immer im Uhrzeigersinn, so wie der Dickdarm läuft“.

Oder es gibt Sofort-die-Wirbelsäule-Entspannendes wie das „Krokodil“. Letztere Übung möge ich doch bitte aufgrund ihrer schnellen Wirkung im Artikel vorstellen, bittet die Yoga-Lehrerin. Diese simple „Krokodil„-Übung hatte sie einst selbst von Rückenschmerzen befreit.

Krokodil

Sie macht es vor: Sich platt auf den Rücken legen, den linken Fuß auf's rechte Knie plazieren und dann das linke Knie anmutig nach rechts überkippen lassen, während die Schultern nah am Boden bleiben sollen: „Spiralige Drehung der Wirbelsäule“ heißt der Effekt.

Außer Herrn Kneipps Erkenntnissen hat die Lehrerin noch die japanische Massagetechnik „Shiatsu“ ins Entspannungsprogramm eingebaut. Und „Shiatsu“,

das muß eine erst mal wagen: Je einen Fuß auf je einen Oberschenkel ihrer am Boden liegenden Partnerin bugsieren und damit das volle Eigengewicht - und zu merken, was die Partnerin doch gut abkann.

„Yoga ist modeunabhängig“, sagt die Leiterin. „Yoga ist kein Sport, sondern ein System für Körper, Geist und Seele“. Sie gibt das ganze Jahr über Unterricht, bis zu zehnmal in der Woche und außerhalb der Sommerferien meistens in Turnhallen. Eine Zehnerkarte kostet 50 bis 70 Mark. Die Teilnahmegebühren kommen dem Verein der Tierversuchsgegner zugute.

Ahimsa

Für die Lehrerin ist Yoga eng mit Tierschutz verbunden: „Ahimsa ist das erste Gebot im Yoga. Es besagt: Nicht töten. Nicht verletzen. Ich bin Tierschützerin. Da werden viele Tiere verletzt, völlig sinnlos. Das ist der ärgste Verstoß gegen das Ahimsa-Gebot.“

Auch Ghandi habe schon gesagt: „Ich verneige mich vor jedem Lebewesen, was im Staube

kriecht.“ Den Eichhörnchen gestern morgen um 10 Uhr hätte das sicher auch gefallen.

Barbara Debus

Mo: 18 h und 19.30 h - Di: 10.00 h und 19.00 h - Mi. 17.00 h und 18.30 - So (Absprache) 10.30. Bei Regen im Pavillion. Hallentermine erfragen unter Tel. 704491