Steine im Palast

■ „Securitas„-Versicherung schmückt sich mit Skulpturen von Jürgen Engel

„Grabsteine“, findet der Jung-Portier im achteckigen Empfangs-Terminal in der lichten, pflanzigen Eingangshalle der Securitas-Versicherungsgruppe. Sein klobiger Naturholz -Arbeitsplatz mit eingelassenen Überwachungsmonitoren sieht selber wie ein Kunstwerk aus.

Die repräsentative Halle wird von der Werbeabteilung im sechs-Wochen-Turnus mit richtiger Kunst garniert. Diesmal sind es Marmorblöcke auf Tuff-Sockeln von Jürgen Engel.

Brav und kompakt stehen die überdimensionalen Marmor -Briketts in strahlendem Weiß nebeneinader. „Glatte Weichheit mit Allerleirauh“, kommentiert eine Tafel für die Angestellten und die

Versicherungsnehmer. „Magisch-sinnlicher Marmor, Amor -Gestein für Bildauer, als Gegensatz zur versteinerten Vulkanasche - dem Tuff.“ Auch dies erfährt die Un-Kunst -Kundige von der Tafel. Achso.

„Entschluß des Menschen, das und nur das anzufangen, sich so und nur so zu verausgaben,“ fährt die Tafel fort. Ist sicher anstrengend, Marmor so fertigzumachen. Die Steine haben was von Grabsteinen, denn wie diese vermeiden sie den Eindruck, roh und unbehauen zu wirken. Für mitgeschleifte Kinder von Versicherungsnehmern haben sie gegenüber Grabsteinen den Vorteil, daß kind sie angrabbeln darf, was sich auch eine Angestellte gönnt, be

vor sie essen geht.

Teilweise sind die Marmorzuckerstücke rundlich, teilweise angeschliffen und wirken wie schmelzendes Eis. In einem kargen Innenhof oder in einem leeren Zimmer würden sie besser wirken. Aber da bezahlt dem Künstler ja keiner was. Hier sind sie gemietet, um zu zeigen, daß die Securitas, deren Palast übrigens mit marmorner Fassade ausgestattet ist, was von Kunst versteht und was dafür übrig hat. Geld least Kunst.

Das Kalkül der Werbeabteilung, es möge von der immateriellen Aura der Kunst etwas an der banalen Firma haften bleiben, wird gerade in diesem Fall schön aufgehen. gür