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DERTIP Chabrol in Montreal

(Blutsverwandte, RTLplus, 22.15 Uhr) Der Autor der Romanvorlage heißt Ed McBain und ist Amerikaner, Produktions - und Herstellungsland war Kanada. Der französische Regisseur brachte sich einen Teil seiner SchauspielerInnen gleich mit, besetzte die männliche Hauptrolle aber wiederum mit dem Kanadier Donald Sutherland. Claude Chabrols in Montreal angesiedelter Psychokrimi um Mord und inzestuöse Leidenschaften war eine Internationale Produktion. Allein das babylonische Gewirr der Mentalitäten mag dem Pariser Eigenbrötler nicht gefallen haben; seinen nächsten Film Violette Noziere beließ er geographisch wie thematisch in gewohnter Umgebung.

Mit seiner unverkennbaren amerikanischen Einfärbung belegt Blutsverwandte einmal mehr, daß Chabrol, im Gegensatz zu manch einem französischen Kollegen der gleichen Generation, nicht auf einen einheitlichen Stil festgelegt werden kann und auch nicht festgelegt werden mag. In der Auswahl der Genres sucht der inzwischen 60jährige noch immer neue Herausforderungen und geht Wagnisse ein, bei denen er ein etwaiges Scheitern mutwillig in Kauf nimmt. Er selbst sagte dazu im Interview mit Peter M. Ladiges: „Es ist nicht schlimm, Mist zu fabrizieren, aber man muß wissen, daß es Mist ist, den man fabriziert.“ Dabei weiß der schlitzohrige Bonvivant natürlich nur zu gut, daß er ziemlich selten Mist produziert.H.K.

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