Leere Versprechungen

■ Interview mit Mario Rosenberg von der Sinti-Union zur Situation der Roma und Sinti im Tiergarten

INTERVIEW

taz: Sie haben sich mit Senatorin Anne Klein auf den Stauraum Dreilinden als Stellplatz geeinigt - die Sinti und Roma im Tiergarten lehnen das ab. Haben Sie sich bei den Gesprächen mit dem Senat ein bißchen verschätzt?

Rosenberg: Verschätzt haben wir uns in keinem Fall. Wir haben zugestimmt unter dem Vorbehalt, daß wir den Platz mindestens auf fünf Jahre bekommen. Im nachhinein mußten wir dann erfahren, daß der Platz schon 1991 wiederaufgeforstet werden soll. Und das war ein Grund, ihn abzulehnen.

Die Sinti und Roma wollen vorerst vor dem Reichstag bleiben. Wie soll es nun weitergehen?

Man muß sich nach anderen Plätzen umsehen. Und es wäre sehr schön, wenn das von seiten des Senats geschehen würde. Es hat ja wenig Sinn, wenn wir durch die Gegend fahren und Plätze finden, die schon längst verplant sind. Seit Jahren suchen wir nach einem festen Stellplatz, seit Jahren verspricht uns der Senat, einen zu finden, und seit Jahren hält er dieses Versprechen nicht ein.

Für das weitere Verfahren gilt dann vor allem eines - und das habe ich dem Senat schon mehrmals gesagt: bei uns kann nicht einer für alle entscheiden. Es empfiehlt sich also, gemeinsam mit den Sippenältesten das Gelände zu besichtigen und dann zu entscheiden, ob es geeignet ist.

Welche Voraussetzungen muß ein solcher Platz haben?

Da braucht man dann sanitäre Anlagen, Duschen, Waschräume usw. Außerdem dürfen sie nicht in der Nähe von Friedhöfen und Krankenhäusern liegen. Unsere Leute respektieren die Menschen, die das Leben überwunden haben, und halten Abstand von solchen Orten.

Gespräch: Andrea Böhm