Wie man aus Schmalz Dollars macht

Wer schnell viel Geld verdienen will, wird entweder gleich kriminell, oder er gründet eine Popband. Bis vor ein paar Jahren konnte man auch noch als Guru mit einer neuen Sekte an die große Kohle kommen, aber Popkapellen passen besser zum Zeitgeist. Das beste Beispiel ist die amerikanische Teenieband New Kids on the Block. Die Musikgruppe ist das Produkt des Produzenten, Songschreibers und Talentsuchers Maurice Starr. Der suchte sich die fünf Boys 1984 auf den Straßen seiner Heimatstadt Boston zusammen. Auswahlkriterium war nicht eine musikalische Begabung - die Kids können auch heute noch keine Gitarre zupfen - sondern das niedliche Aussehen.

Die Sache hat hingehauen. Die Jungs bescheren hysterischen weiblichen Teenies feuchte Höschen und den männlichen Minderwertigkeitskomplexe, gleichzeitig krallen sie sich den letzten Dollar ihres Taschengelds. Sie sind der Traum von Millionen von Kindern der amerikanischen Mittelschicht, und deren Eltern sind ebenfalls zufrieden. Bei den stets frisch frisierten Kids gibt es keine anstößigen Texte, sie sagen ausdrücklich nein zu Drogen und empfehlen statt dessen Milch.

Die fünf „neuen Jungs aus der Nachbarschaft“ sind, obwohl sie fast ausschließlich auf die Altersklasse zwischen Kindergarten und Pubertät programmiert wurden, eine einzige sprudelnde Dollarquelle. Allein in den USA haben die gefönten Schnösel bis jetzt 17 Millionen Lanspielplatten verkauft. Biographien der Gruppe

stehen ganz oben in den Bestsellerlisten und von ihren Videos wurden bereits 3,3 Millionen Exemplare abgesetzt. Selbst Michael Jackson kann da nicht mithalten. Die schmucken Jungs, 17 bis 21 Jahre alt, sind inzwischen zu einer Industrie geworden.

Die Fans der Band, so wurde hochgerechnet, werden in diesem Jahr mehr als 800 Millionen Dollar für Kleidung, Puzzles, Spielsachen, Badetücher und andere Dinge mit dem Abbild der Band ausgeben. Ein Videospiel ist in Vorbereitung, Comicbücher ebenso und über ein Kids-Müsli wird gerade verhandelt.

Auf 55 Millionen Dollar werden die Einnahmen der perfekt vermarkteten Gruppe in diesem Jahr geschätzt. Der Trick mit den Teeniebands ist natürlich ein alter Hut, erinnert sei nur an die Monkees. Aber nach Ansicht von Experten hat noch nie ein solches Kunstprodukt einen so durchschlagenden Erfolg gehabt. „Diese Gruppe hat den perfekten Platz für zeitgenössische Pop-Idole gefunden“, meinte das Nachrichtenmagazin 'Time‘ „nahe am Herzen und nahe am Bargeld“.

Karl Wegmann