Uwuwuwuwuh: Old Shatterhand in Stasi-Hand!

■ Auch Karl-May-Fans blieben vor wachsamen Augen nicht verschont: „Villa Shatterhand“ war Objekt „Mi KW KD DDN-Land“ auf der Stasi-Liste / Gerüchte, jedoch keine genauen Informationen über die Art der Stasi-Aktivitäten

Radebeul (dpa) - „Villa Bärenfett“ heißt das von Nadelbäumen umschattete Blockhaus in der sächsischen Gartenstadt Radebeul. Die 1926 im ehemaligen Wohngrundstück des Schriftstellers Karl May errichtete Hütte soll zeigen, wie sich nordamerikanische Jäger und Fallensteller vor Schneestürmen, Grizzlybären und nicht zuletzt vor feindlichen Indianern schützten. Vor der früher in der DDR allgegenwärtigen Staatssicherheit bewahrte sie die rund 250.000 Besucher des Radebeuler Karl-May-Museums allerdings nicht - jahrelang wachte die Stasi über Indianer-Fans.

„Karl-May-Straße 5, 1 Mi KW KD DDN-LAND“, lautet der Eintrag in der von der taz veröffentlichten Liste der früheren Stasi-Objekte für das ehemalige Wohnhaus des „Winnetou-Autors“ - 1. Stock Mitte, konspirative Wohnung, Kreisdienststelle Dresden-Land. Verdächtig waren nicht nur Gäste, sondern lange auch der Autor: Er galt über Jahrzehnte als „Nationalchauvinist“ und „unrealistischer Schreiberling“. Seine Bücher durften weder gedruckt noch eingeführt werden, der Schwarzmarkt blühte. Erst Anfang der 80er Jahre begann die Renaissance: Den Machthabern erschien ergänzend zur Indianer-Ausstellung in der „Villa Bärenfett“ ein Gedenkmuseum zu Ehren Karl Mays „objektiv erforderlich“. Es wurde 1985 in der „Villa Shatterhand“ eröffnet.

Was genau die Stasi im Hause Karl Mays getrieben hat, ist bis heute nicht festzustellen. Doch mit der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit stehen die Radebeuler noch am Anfang. „Nicht mal die Eigentumsverhältnisse für das Haus sind klar“, erklärt Frank Schwarze, Dezernent für Kultur und Recht im Rathaus. Museumschef Wagner, von manchen als Stasi -Mitarbeiter verdächtigt, und der wissenschaftliche Leiter des Museums, Klaus Hoffmann, sind gegenwärtig verreist. Der kaufmännische Leiter Hans-Joachim Büchner kann sich „aus den Örtlichkeiten“ jedenfalls regelmäßige Stasi-Treffs „nicht vorstellen“. Abhöraktionen will er nicht ausschließen: Wanzen seien ja leicht zu installieren und „genauso schnell wieder wegzunehmen“.