LPGs vor dem Ruin, Krisenstäbe gegen Panik

■ Im Kreis Königs Wusterhausen stehen alle 14 LPGs vor dem Ruin, elf haben den Konkurs angemeldet

Potsdam (dpa) - Alle 14 Agrargenossenschaften des Kreises Königs Wusterhausen stehen vor dem Ruin. Elf von ihnen haben bereits ein Konkursverfahren eingeleitet, die verbleibenden gehen diesen Schritt zum 31. Dezember, falls die bisherige Landwirtschaftspolitik fortgesetzt wird. Unter den Landwirten herrsche die Meinung, die Regierung, gleich wo tatsächlich regiert werde, wolle keine Genossenschaften, meint Dieter Eilert vom Landratsamt.

Hinzu komme der stockende Absatz der Erzeugnisse. Vorsorglich habe der Landrat einen Krisenstab gebildet, um Panikaktionen möglichst zu verhinderrn. So hatten Bauern im benachbarten Kreis Belzig bereits angedroht, die Felder anzuzünden, weil der Roggen nicht verkauft werden könne. Vorerst seien von versprochenen 6,8 Millionen Mark nur zwei Millionen da, das seien lediglich die Löhne für einen Monat.

Subventionen würden in der Regierung als Relikte sozialistischer Mißwirtschaft und staatliche Eingriffe als marktfeindlicher Dirigismus gesehen.

„Ohne Subventionen aber dreht sich nichts“, meinen die Genossenschaftsbauern und verweisen auf naheliegende Beispiele: Schließlich würden im Westen Flächen und „benachteiligte Gebiete“ gestützt, wie sie das Land Brandenburg und der Kreis Königs Wusterhausen in Hülle und Fülle hätten.

Auch in anderen Agrarbetrieben des Kreises herrscht Krisenstimmung. Nach dem Wegfall der Subventionen ist die Wassergeflügelbrüterei in Bestensee gefährdet. Fischer sprechen von einer Überteuerung der Forellen- und Karpfenmast. Lediglich das Kaufhaus KaDeWe West-Berlin nehme ihren Aal zu akzeptablen Preisen.

Die Bauern in Mittenwalde sind zur Eigenlagerung bei Getreide übergegangen, nachdem der Getreidehandel Rangsdorf am Wochenende frischgedroschene 400 Tonnen Roggen nicht abnahm. Die Erlöse seien inzwischen geringer als die Kosten. Kartoffeln vertreibt Mittenwalde fast nur noch selbst, aber nicht in den nötigen Mengen.

Im Agro-Chemischen Zentrum sind die Auftragsbücher leer. 10.000 von fast 34.000 Schweinen sollen im Kreis geschlachtet werden. Doch der Absatz ist nach wie vor zögernd, die Kosten laufen weiter. Ambulante Verkäufe wie am Wochenende mit gutem Echo in Wildau lösen kein Problem, meint Dieter Eilert.