Israel hofft auf Allianz mit den USA

■ Ex-Verteidigungsminister Rabin: Kein Glasnost in Nahost / Israel sieht seine Bedeutung für die USA unterstrichen

Der israelische Geheimdienst ist offenbar von der irakischen Invasion in Kuwait überrascht worden. Kabinett und Knesset -Ausschuß für Sicherheit wurden gestern zu Sondersitzungen zusammengerufen. In ersten Reaktionen des israelischen militärischen Establishments überwog die Zufriedenheit, daß die stragische Zusammenarbeit zwischen den USA und Israel notwendigerweise an Bedeutung gewinnen werde. Der Direktor des Presseamtes der Regierung, Dr. Jossi Olmert, meinte, nun sei es leichter, der Welt deutlich zu machen, daß nicht der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern im Mittelpunkt des Konflikts im Nahen Osten stehe.

Eine US-amerikanische Intervention wird in Israel nicht erwartet. Landwirtschaftsminister Eitan, Reservegeneral aus dem Libanon-Krieg, rechnete nur mit papiernen Drohungen und Wirtschaftsboykott-Maßnahmen. Durch einen Boykott würde man Saddam Hussein nur einen weiteren Vormarsch gen Westen (Richtung Israel) offenhalten.

Das Mitglied des Sicherheitsausschusses Jossi Sarid forderte, Israel müsse auf seine „red lines“ pochen, über die der Irak nicht hinausgehen dürfe, ohne eine israelische militärische Antwort zu provozieren. Wenn sich Hussein Richtung Jordanien auf den Weg mache, werde dies von Israel als casus belli angesehen.

In erster Linie gehe es dem Irak, so ist die überwiegende Einschätzung, um die Ölfelder und den neuen Zugang zum Persischen Golf. Der Irak wolle zudem Kuwait zu Zahlungen zwingen. Allerdings könnten die Alliierten der USA, Saudi Arabien, Ägypten und Jordanien, versucht sein, in einer gemeinsamen arabischen Front Schutz zu suchen. Wenn die gegenwärtige Entwicklung die Weltöffentlichkeit von dem palästinensisch-israelischen Konflikt ablenkt, könnte es für Israel leichter werden, dort Lösungen zu finden.

Verteidigungsminister Jizhak Rabin meinte, offensichtlich habe 'Glasnost‘ den Nahen Osten nicht erreicht. Die Detente zwischen den Großmächten habe keinen Einfluß auf die Situation im Nahen Osten. Im Gegenteil: Es sehe so aus, als gäben die neuen Beziehungen zwischen den Großmächten den Staaten dieser Region mehr Handlungsfreiheit. Weder die USA noch die UdSSR hätten heute wirklichen Einfluß auf Bagdad. Seitdem der Iran geschlagen sei, könnten sich agressive Mächte leichter durchsetzen. Rabin meinte, die Lage erfordere eine engere Kooperation zwischen den USA und Israel.

Auch in Israel reagierte die Börse am Donnerstag früh nervös, die Aktien fielen im Durchschnitt um fünf Prozent. Zwar sind Israels Ölreserven zufriedenstellend und der Ankauf auf mehrere Länder verteilt, mit Preissteigerungen für Benzin und Elektrizität wird allerdings gerechnet.

Amos Wollin, Tel Aviv