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Der Blick zurück

■ Kunst in der DDR - Ein Buch von Eckhart Gillen und Rainer Haarmann

Eigentlich hat die Geschichte das Projekt überholt: ein Buch über die Kunstszene in der DDR, vor zwei Jahren von dem Kunsthistoriker Eckhart Gillen und Rainer Haarmann, Kulturreferent in Ostberlin unter Günter Gaus, im Auftrag des Kölner Verlags Kiepenheuer & Witsch begonnen. Die Anthologie, die nun erscheint, hat ihren Gegenstand schon überlebt.

Die DDR-Kunst, um deren Anspruch, Kunst zu sein, die deutschen Feuilletons noch streiten, hat ihre spezifische Daseinsberechtigung mit dem sie beherbergenden Staatsgebilde verloren. Sie wird in einer gesamtdeutschen Kunst aufgehoben werden - ein Prozeß, über den das Buch noch eine Auskunft geben konnte. Doch in den Beiträgen der überwiegend in der DDR lebenden 100 Autoren wird ein weitgehend authentisches Bild der offiziellen sowie der unabhängigen Kunstszene gezeichnet. Die Widersprüche zwischen kreativer Produktion und restriktiver Kulturverwaltung, die die Kunstentwicklung in der DDR bestimmten, werden in Essays und Porträts von und über Künstlern, in Berichten über die wichtigen Kunstzentren Dresden, Berlin und Leipzig, vor allem aber durch die Einblicke in die Szene außerhalb der großen Ausstellungshallen aufgezeigt. So wird auch über künstlerisch scheinbar unbedeutende Landstriche der Republik wie die Oberlausitz, Thüringen oder die Ostseeküste berichtet. Statt die Vorzeigekünstler der Kunstmetropolen monographisch zu würdigen, verwendet der Band viel Raum auf die sich im Untergrund entwickelnden neuen Strömungen.

Installation, Multimediaexperimente, Performance und Aktionskunst werden aus der Sicht ihrer Protagonisten vorgestellt und ihrem sozialen Background zugeordnet. In dieser Authentizität besteht das Besondere dieses Bandes. Erstmals werden in einem Werk unabhängige Galerien, deren Zahl nach der Wende und dem Zusammenbruch des staatlichen Kunsthandelsmonopols sprunghaft gestiegen ist, vorgestellt. Ein Serviceteil mit Adressen, Öffnungszeiten und Stichworten zu Sammelschwerpunkten und Programmen aller Museen, Galerien und Kunstorte macht seine praktische Qualität aus.

b.k.

Gillen/Haarmann (Hrsg.): Kunst in der DDR, Kiepenheuer & Witsch, 600 Seiten, 39,80 DM

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