„Man wurde vertröstet: Man hätte wohl 'ne kleine Macke“

■ Der 38jährige Ingenieur Siegfried Kubelke kämpft seit über 15 Jahren um die Anerkennung seiner Krankheit

INTERVIEW

taz: Sie kämpfen schon seit Jahren mit Symptomen, die auf eine Vergiftung durch die Umwelt hindeuten. Wann begann das?

Siegfried Kubelke: Die ersten Symptome traten in Form von Hautausschlägen Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre auf.

Ganz massiv wurde es dann mit dem Jahrzehntwechsel zu den achtziger Jahren, da begann dann auch meine Frau an, schwere Symptome zu zeigen.

Was waren das für welche?

Bewußtseinstrübungen, Schwindelgefühle, Kreislaufprobleme, stark erhöhter Blutdruck, rasende Pulsfrequenz und immer wieder dieses Hautekzem.

Trat das zu bestimmten Zeitpunkten besonders stark auf?

Wir haben das beobachtet über viele, viele Jahre und kamen zu der Überzeugung, daß es keine organischen Ursachen hat. Wir haben das in Zusammenhang mit Spritzaktionen gebracht.

Das geht auch aus meinen Krankschreibungen hervor. Es trat zweimal im Jahr auf, also immer etwa zwei bis drei Wochen, nachdem gespritzt worden war.

Was wurde da gespritzt?

Teilweise Insektizide, teilweise auch Herbizide.

Auf eine Anerkennung Ihrer Krankheit wollten sich ja die hiesigen Ärzte nicht einlassen?

Im Prinzip wurde man immer wieder vertröstet: da sei nichts, oder man hätte wohl 'ne kleine Macke, würde sich was einbilden. Solange es um Organisches ging, war Interesse bei den Ärzten vorhanden.

Als es dann um den Faktor Umweltverschmutzung ging, sank das Interesse auf null. Man wurde immer wieder an das Bezirkshygieneamt verwiesen.

Und das hat Ihre Zurechnungsfähigkeit angezweifelt...

Sagen wir mal, die wollten beweisen, daß ich an einer Neurose leide. Die Untersuchung, die dann meine Zurechnungsfähigkeit in vollem Umfang bestätigt hat, ist mehr oder weniger durch meine Forderung zustande gekommen.

Interview: Thomas Worm