Macht Wasserwerfer zu Gießkannen, Schwerter zu Eisstielen und Schießstände zu Wurstbuden!

■ Alle reden über das Wetter, wir auch: Polizei rüstete Wasserwerfer zum Bäumchengießen um / Vorbildliches Verhalten bezüglich Rüstungskonversion / Das Wochenende spielte sich in Seen ab / „Detlef“ geht von uns, dafür kommt „Quendula“

Berlin. Wasserwerfer zu Gießkannen! Das sonnigheiße Wochenende mit seinen Temperaturen bis zu 32 Grad im Schatten brachte ganz neue Varianten der Rüstungskonversion hervor. Am Altstädter Ring in Spandau geschah es am Samstag, daß eine in Mitleid und Schweiß fließende Polizei sich der vertrocknenden Straßenbäumchen erbarmte und einen Wasserwerfer zum Bäumebegießen umrüstete. Die Polizeitruppe, so sickerte durch, habe damit ein Zeichen setzen wollen, das in Polizei- und Militärkreisen sowohl im Westen als auch im Osten mit leichter Hand nachgeahmt werden kann.

Macht weiter so, Jungs!, möchte man ihnen begeistert zurufen. Macht Schwerter zu Flugscheinen, Helme zu Eiskübeln, Propeller zu Ventilatoren, Schießstände zu Wurstbuden, das Straßenpflaster zum Strand und zum Hors d'oeuvre des oeufs. So geschah es nämlich am Samstag in England nahe der Stadt Salisbury: Dort fielen rund 10.000 Eier von einem Lastkraftwagen und buken sich als Spiegeleier auf der pfannenheißen Straße fest.

Gebackene Eier gab es am Wochenende nach Augenzeugenberichten allerdings auch am Wandlitzsee oder an anderen Stränden mit männlicher Nacktbadekultur - allen Warnungen der Hautärzte zum Trotz. Hier und an allen Seen und Tümpeln lagen die Leiber so dicht an dicht, daß auch der pazifistisch gewandelte Polizeitrupp nicht mehr durchgekommen wäre, um mit seinem Wasserwerfer die zahlreichen Sonnenbrände zu löschen und mit seiner Speiseeiskanone auf Spatzen zu schießen. Die Bademeister im Wannseebad beispielsweise vermeldeten rekordverdächtige 35.000 Besucher, 25 Grad im Wasser, knallende Luftmatratzen und nur ein paar wenige Noteinsätze wegen Wespenstichen.

Um so größere Einsatzbewegungen und „ein lebhaftes Wochenende“ verzeichnete die Feuerwehr. Am Samstag mußte sie allein in West-Berlin rund 500mal ausrücken, davon etwa 300mal, um Menschen mit Kreislauf- und anderen Gesundheitsproblemen sowie derilierende Eisbären aufzusammeln. Die befürchteten Waldbrände - wegen der Waldbrandgefahr Stufe 4 hat das Innenministerium der DDR ein Verlassen der Waldwege rund um Berlin, Potsdam, Frankfurt/Oder und Cottbus verboten und mit einem Ordnungsgeld von 1.000 DM bedroht - sind bisher jedoch ausgeblieben.

Und gestern nachmittag sah es ganz so aus, als ob auch der göttliche Wasserwerfer wieder in Gang kommen könnte. Denn Detlef, das Hoch, zieht ab, und es kommt Quendula, das Tief. Am Montag und Dienstag soll es wieder um die zehn Grad kühler sein, prophezeien die Meteorologen in ihrer gewohnt frauenfeindlichen Manier - Quendula, die Rächerin aller unterdrückten und beleidigten Frauen, wird ihnen noch die Nasen zu Eiszapfen umarbeiten.

usche