Abonnement- Wortführer

■ betr.: "Ich möchte einfach, daß eine linke Stimme vorhanden ist."

betr.: „Ich möchte einfach, daß eine linke Stimme vorhanden ist.„

Es ist amüsant: Kaum hat eine neue politische Konfliktsituation den Medienbetrieb erfaßt, kaum sorgen gesellschaftsübergreifende „linke Themen“ für Schlagzeilen, tauchen sie wieder aus dem Nichts hervor, die Abonnement -Wortführer der Bewegung. Kein kollektiv diskutiertes Problem, dessen sie sich nicht als Galionsfiguren bemächtigen, um zur nächsten sich bietenden Profilierungsgelegenheit weiterzustolpern, sobald die Meriten abgegrast sind. So reiht sich „Verdienst“ an „Verdienst“, das Reputierliche bei dieser Spezies von Inflationsprominenz wird zum Selbstgänger, und einerlei, was hervorzubringen sie sich anstrengt, es darf gewichtig sein.

Zu den unanfechtbaren Virtuosen dieses Metiers gehört Frau Sölle, die selbst ortsansässigen „Solidaritätsfreunden“ gern ihre englischsprachige New Yorker Visitenkarte ins Haus schickt. Ob sie im Hamburger Melle-Park nervtötend gegen den US-Imperialismus schrillt, im Eiltempo Entwicklungsprojekten in Nicaragua Zwei-Stunden-Visiten abstattet oder sich den Fotografen vor Waffendepots stellt - ihr Engagement im Blitzlichtgewitter kennt keine Grenzen. Nur wer darauf baut, ihrer sachbezogenen Unterstützung auch im stillen sicher sein zu können, und auf Kontinuität setzt, der erfährt bald, wie sehr er einer Illusion aufgesessen ist. (...)

Peter Michel, Hamburg (BRD)