Mit der Sonne von Hamburg nach Berlin

■ Solarmobile auf einer Rallye von der Elbe an die Spree / Flitzer mit hoher Energieausbeute

Hamburg (taz) - Sonne plus Autoverkehr gleich Umweltbelastung in Form von Ozon. Diese Gleichung läßt derzeit JoggerInnen auf ihren täglichen Trab verzichten und bringt Eltern dazu, ihre Jüngsten des Nachmittags einzusperren. Die Zwangsläufigkeit dieser Gleichung stellten gestern in Hamburg knapp 50 Vehikel vom futuristischen Renner bis zum Mofa in Frage, die mit Hilfe der Sonne nicht Ozon, sondern Bewegungsenergie produzierten. Sonor summend rauschten die Solarmobile während der Beschleunigungsprüfung zum Auftakt des siebentägigen „Solar Mobil Cup Hamburg -Berlin“ an der innerstädtischen Alster entlang - abgas- und nahezu lärmfrei. Pfeilschnell die flunderplatten, von Solarzellen glitzernden Renner, eher gemächlich dagegen die alltagstauglichen Serienmodelle, die ihre Batterien an der Steckdose aufladen, diesen Strom jedoch vorher aus Sonnenenergie gewonnen und ins Netz eingespeist haben.

Perspektive haben vor allem die letztgenannten Modelle. Sie könnten den in die Umweltkatastrophe steuernden Individualverkehr zumindest in den Ballungsräumen vor dem Untergang retten. Konzipiert sind sie bei einer Reichweite von 70 bis 100 Kilometern pro Batterieladung und meistens ein bis zwei Sitzen für den Nahverkehr.

Die Strecke Hamburg-Berlin, wie sie bei der jetzigen Solarrallye gefahren wird, ist für derartige Fahrzeuge also Unsinn. Genauso wie Motorsport und Energiesparen ein Widerspruch in sich ist. Dessen sind sich die Veranstalter auch durchaus bewußt. Doch geht es ihnen bei dieser Rallye darum, die Leistungsfähigkeit und Alltagstauglichkeit der Solarmobile möglichst vielen Menschen zu demonstrieren. Dazu bietet diese Fahrt Gelegenheit, wenn die Mobile bei unzähligen Zwischenstopps ausgestellt werden. Die Erfahrungen bei bisherigen Rallyes haben gezeigt, daß besonders die spektakulär aussehenden Renner die Massen geradezu anziehen. Vor allem auf dem Streckenteil in der DDR erwarten die Veranstalter anläßlich der Zwischenstopps kleine Volksfeste.

Auch Solar-Trabis

mit von der Partie

Mit von der Partie sind übrigens auch drei Solar-Trabis. Ein umgebauter Golf und zwei Daihatsus fahren auch mit. Diese Fahrzeuge jedoch laufen bei den Veranstaltern gar nicht mehr unter dem Namen Solarmobil, sondern werden Elektroautos genannt. Denn jedes Auto läßt sich natürlich auch mit einem Elektromotor betreiben. Den SolarmobilistInnen kommt es jedoch auf sparsamen Energieverbrauch an, und dafür sind die konventionellen Fahrzeuge viel zu schwer. Ihr Energiebedarf läßt sich nicht mehr sinnvoll mit Solarzellen decken, wenn der Verbrauch umgerechnet auf Benzin nur noch unwesentlich unter dem der herkömmlichen Stinker liegt.

Der Vorteil von Solarmobilen liegt nämlich nicht nur darin, daß sie die Städte wieder lebenswerter machen könnten, weil sie weder Schadstoffe noch nennenswerten Lärm produzieren. Sie haben einfach eine bessere Energieausbeute. Über 70 Prozent der eingesetzten Energie wird bei ihnen in Bewegung umgesetzt, während der Wirkungsgrad bei den Verbrennungsmotoren bei maximal 30 Prozent liegt. Trotz dieser Vorteile hat sich ein politischer Erfolg noch nicht eingestellt. Denn obwohl Ozon und Smog plagen, ist Hamburg bislang das einzige Bundesland, das die Anschaffung von Solarmobilen finanziell fördert.

Kai Fabig