Grünenthal darf Genfabrik bauen

■ Das Regierungspräsidium Köln erteilte Genehmigung für Herzmittel-Produktion mit gentechnischer Hilfe

Berlin (taz) - Nordrhein-Westfalen bekommt seine erste Genfabrik. Das entschied Ende vergangener Woche der Kölner Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes, der der Firma Grünenthal in Aachen eine Errichtungsgenehmigung erster Klasse erteilte: Die Erlaubnis ist sofort vollziehbar, Grünenthal kann mit dem Bau beginnen. Das Chemieunternehmen will mit Hilfe gentechnisch veränderter Koli-Bakterien das Herzinfarktmittel „Saruplase“ produzieren. Die Genehmigung, die nach den Regelungen des Bundesimmissionsschutzgesetzes und noch nicht nach dem seit 1. Juli 1990 gültigen Gentechnikgesetz erteilt wurde, bleibt dennoch weiter umstritten.

Antwerpes feierte am Samstag insbesondere die vorgesehenen Sicherheitsvorkehrungen der geplanten Grünenthal -Produktionsanlage. Gesundheitliche Gefahren für die Bevölkerung und die Beschäftigten könne er ausschließen. Die Vorschriften des Gentechnikgesetzes seien in dem Bescheid nicht nur inhaltlich berücksichtigt, sondern teilweise sogar verschärft worden. In der Tat war das Projekt von der künftig für die Bewertung gentechnischer Anlagen zuständigen „Zentralen Kommission für Biologische Sicherheit“ (ZKBS) in die unterste Sicherheitsstufe 1 eingeordnet worden. Damit würde nach heutigem Recht jede Öffentlichkeitsbeteiligung ersatzlos entfallen.

Gegen das Projekt waren seinerzeit über 6.000 Einwendungen erhoben worden. Ein erster, völlig unzureichender Genehmigungsantrag wurde vom Regierungspräsidium Köln zunächst zurückgewiesen. Grünenthal schob daraufhin einen zweiten, modifizierten Antrag nach, der wesentliche Änderungen des Produktionsverfahrens vorsah. Unter anderem soll nun ein anderer gentechnisch veränderter Bakterienstamm (e.-Colik12) die Vorstufe für den Arzneimittelwirkstoff herstellen. Der modifizierte Antrag wurde zwei Tage lang mit Einwendern und Fachleuten öffentlich erörtert.

Die Landtagsabgeordnete der Grünen in Düsseldorf, Katrin Grüber, äußerte gegenüber der taz ihr Befremden darüber, daß der Genehmigungsbescheid den EinwenderInnen bisher nicht zugegangen sei. Man werde die Genehmigung genau prüfen und dann über eine mögliche Klage gegen die Genfabrik entscheiden. Grüber, die selbst Einwenderin ist, bezweifelte insbesondere den therapeutischen Nutzen des gentechnisch erzeugten Medikaments. Seit langem seien gleichwertige Medikamente auf dem Markt. Die Firma Grünenthal sei lediglich daran interessiert, diese Medikamente durch niederigere Produktionskosten vom Markt zu drängen. Außerdem stehe die Genehmigung des Grünenthal-Produkts „Saruplase“ durch das Bundesgesundheitsamt noch aus.

Gerd Rosenkranz