57,8 Prozent mehr US-Touristen in Berlin

■ Berliner Hotels verzeichnen Rekordgästezahlen / Das „neue Berlin“ zog allein im Mai 1990 270.000 Touristen an / Auf vier deutsche Berlinbesucher kommt einer aus dem Ausland / Amis an der Spitze, gefolgt von Briten, Niederländern und Franzosen

West-Berlin. Wenn im Mai in den Menschen alle möglichen Lüste erwachen, ist eine unbedingt dabei - die Reiselust. Dann fallen Touristen aller Herren Länder in die Stadt ein, belegen zuhauf die Herbergen und hangeln sich auf dem Ku'damm von Würstchenbude zu Würstchenbude. Und die Tendenz ist steigend.

Im ersten mauerfreien Wonnemonat seit 28 Jahren hatte West -Berlin laut Statistischem Landesamt 18,8 Prozent mehr Besucher als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Fast 270.000 Berlingucker überzeugten sich mit eigenen Augen vom Zerfall des „Antifaschistischen Schutzwalls“, ließen sich zu überhöhten Preisen buntbemalte Asbestbetonstückchen mit „Echtheitszertifikat“ andrehen oder scharwenzelten einfach nur so umher. Sieht man sich die Gäste genauer an, so stellt man fest: Je weiter die Heimat der Berlinbesucher ist, desto größer scheint dort die Attraktivität der hiesigen Gemeinde zu sein. So schickten die US-Amerikaner 57,8 Prozent mehr ihrer Landsleute über den großen Teich zu uns als 1989; den Holländern hingegen scheint der Rummel in der Ex -Reichshauptstadt dermaßen an die Füße gegangen zu sein, daß sie es vorzogen, einen großen Bogen um die Teilstadt zu machen. Einen Rückgang um 5 Prozent Niederländer verbuchten die Beherbungsstätten im Mai. Dafür haben aber die Schweden (21,7 Prozent) und die Franzosen (25,9 Prozent) kräftig zugelegt.

Doch nicht nur im mehr oder weniger fernen Ausland scheint es Mode zu werden, Berliner Luft zu atmen - auch die Brüder und Schwestern aus der Bundesrepublik machten sich in großer Zahl gen Berlin auf die Socken. Mit einem Anteil von 210.237 Personen liegen sie an der absoluten Spitze der Gästeliste.

Auffällig ist bei all den Zahlen der Hang zum Komfort. Während das Hotelgewerbe einen Buchungszuwachs von 21,7 Prozent zu verzeichnen hat, ist bei den übrigen Herbergsstätten (Jugendherbergen, Schulungs- und Ferienheime) ein Rückgang von Übernachtungswilligen zu verzeichnen. Insgesamt waren die im Mai angebotenen Betten zu 76,5 Prozent ausgelastet - die belegten ersten Schätzungen zufolge mit gut 100 Prozent.

o.k.