Rotterdam: Preise steigen Frankfurt: Kurse fallen

■ Rekord-Tief des Dollars / Öl könnte über die 30-Dollar-Marke schwappen

Berlin (taz/dpa/ap) - Die Frankfurter Börse hat am Montag nicht nur mit einem Kurssturz für den Dollar (siehe „Money-Markt“ auf dieser Seite), sondern auch mit deutlichen Kursverlusten für Aktien auf die Preissteigerungen für Erdöl reagiert. Der DAX-Index fiel um 5,4 Prozent oder 100,01 Punkte auf einen Schlußstand von 1.740,93 Punkten. Von Panikverkäufen könne allerdings keine Rede sein, sagten Geldhändler.

In London fiel der Börsenindex FT-100 um drei Prozent. Der Preis für Nordsee-Öl der Sorte Brent legte am Montag auf dem Rotterdamer Spotmarkt auf 27 Dollar zu; vor der irakischen Invasion hatte es 19 Dollar gekostet. Nach Ansicht des Londoner Ölmarktanalysten John Toaster aus dem Bankhaus Hoare Govett ist ein kurzfristiger Anstieg des Ölpreises bis auf 30 Dollar je Barrel „und möglicherweise noch darüber hinaus“ möglich.

In einer am Montag veröffentlichten Studie der Banken Midland und Montagu in London über die Folgen des Preisanstieges bei Nordsee-Öl schon auf 23 Dollar je Barrel wird als direkte Auswirkung die Erhöhung der Verbraucherpreise in den Industrieländern um etwa 0,8 Prozent im nächsten Jahr angeführt, während das reale Wirtschaftswachstum um etwa 0,5 Prozent schrumpfe. Von der inflationären Wirkung dürfte auch für das erdölexportierende Großbritannien nicht verschont werden; der für den Herbst erwartete Beitritt des britischen Pfundes zum Europäischen Währungssystem könnte deswegen verschoben werden.

Obwohl der abgesackte Dollar die Importe der BRD nicht nennenswert verteuern dürfte, sollen die Tankstellenpreise für Benzin in den nächsten Tagen um vier bis fünf Pfennige steigen. Bei Heizöl bewegten sich die Preise bereits, ermittelte das Fachblatt 'Erdöl-Informationsdienst‘.

Die EG-Kommission betonte, daß trotz des Ölembargos gegen den Irak und Kuweit mittelfristig kein Grund für eine Panik an den Ölmärkten vorhanden sei. Es gebe genügend Ölförderkapazitäten und Vorräte. In der Sommerzeit werde auch nur wenig Öl gebraucht. Konkrete Vorschläge zum Stopp der Importe sollen heute und morgen von den EG-Botschaftern in Brüssel beraten werden. Auch für die übrigen Handelssanktionen der EG gegen den Irak wird die Kommission Empfehlungen oder Vorschläge ausarbeiten. Die Einstellung der Waffenverkäufe liege in der Kompetenz der Mitgliedstaaten, sagte ein EG-Sprecher.

diba