Überall fehlen Zivildienstleistende

■ Vorzeitige Entlassung gefährdet soziale Dienste / Verbände brauchen Geld

„Bei uns herrscht erstmal Ratlosigkeit“, sagt der Vorsitzende des Bremer Arbeitersamariterbundes (ASB), Fritz Tepperwien. Der Grund: Am 30. September wird ein rundes Drittel der 177 Zivildienstleistenden des ASB vorzeitig entlassen. Zwar hat inzwischen Bundesfamilienministerin Lehr angekündigt, daß ab 1991 wieder 90.000 ZDLer einberufen werden sollen, doch mit schwerwiegenden Einschränkungen rechnet der ASB trotzdem für den Rettungsdienst, die Behindertenbeförderung und den ärztlichen Notfalldienst. Alle Appelle an die

Bundesregierung und den Bremer Senat, den Wohlfahrtsverbänden mit einer Übergangsfinanzierung aus der Patsche zu helfen, blieben bisher ergebnislos.

Besonders kraß wird die Verkürzung der Zivildienstzeit die Betreuung Schwerstbehinderter treffen. Rund die Hälfte aller benötigten Stellen werden ab Oktober unbesetzt sein, schätzen die Trägerorganisationen. Schon heute fehlen zum Beispiel bei der Arbeiterwohlfahrt fünf Zivildienstleistende für fest vereinbarte Pflegedienste. Wenn am 30. September dann noch acht wei

tere ZDLer vorzeitig entlassen werden, werden von allen 20 Stellen im Schwerstbehindertenbereich 13 unbesetzt sein. „Vielleicht schaffen wir es auch, den einen oder anderen neuen ZDLer zu bekommen, aber das wird sehr schwer werden“, sagt der zuständige AWO-Mitarbeiter.

Nach der Sommerpause wollen die Wohlfahrtsverbände gemeinsam mit der Sozialsenatorin über die neue Lage beraten. Dann kommt auch die Forderung nach Ausgeichszahlungen für die ausbleibenden billigen ZDL -Arbeitskräfte auf den Tisch.

Ase