Multikulturell in Prenzlauer Berg

■ Ost- und Westberliner Bibliotheken gemeinsam bei Aktionstagen im September und Oktober

Prenzlauer Berg. Der Begriff „multikulturelle Gesellschaft“ wird langsam auch den OstberlinerInnen vertrauter. Unter diesem Titel initiieren die Ost- und Westberliner Bibliotheken vom 24. September bis zum 14. Oktober Aktionstage in Prenzlauer Berg. Auf einem ersten Arbeitstreffen trugen die bisher beteiligten Veranstalter gestern im Rathaus in der Fröbestraße Pläne und Probleme zusammen.

Angeregt wurde die Aktion von den Westberliner Bibliotheken, deren Aktionstage im vergangenen Jahr dem Thema Frau galten. Die Ostberliner Bibliotheken schlossen sich an. Das diesjährige Anliegen sieht Ingrid Mehlhausen, Leiterin der Stadtbezirksbibliothek in Prenzlauer Berg, vor allem darin, gemeinsames Erleben von Einheimischen und von BürgerInnen anderer Länder möglich zu machen. „Es geht ja nicht allein darum, wieviel Ausländer jetzt bei uns leben, sondern wieviel bei uns leben werden“, meint sie, „und auf diese Bevölkerungsvermischung sind die meisten Ostberliner wenig vorbereitet. Durch die langjährige Abgrenzung denken viele Leute viel zu sehr an ihr Deutschsein, wissen kaum etwas über das Leben beispielsweise der Vietamesen, die am Bahnhof Zigaretten verkaufen.“

Information sei darum ein Schwerpunkt der Aktionstage. Die Ostberliner Bibliotheken planen gemeinsam mit dem Islamischen Frauenverband einen Gesprächsabend über das Leben junger Frauen im Islam. Eine andere Idee sieht vor, KubanerInnen, VietnamesInnen und allen anderen Interessierten eine Küche zur Verfügung zu stellen, in der sie ihre Gerichte kochen können. Nach Räumen und Geldquellen wird zum Teil noch gesucht. Ingrid Mehlhausen hat rund hundert mögliche Partner angeschrieben - Parteien, Schulen, Kirchen, Buchhandlungen, Klubs. Der Literaturclub in der Conrad-Blenkle-Straße finanziert seine Veranstaltungen während dieser Tage wie sonst selbst: eine Lesung mit dem syrischen Schriftsteller Adel Karasholi und eine Diskussion über das neue Ausländergesetz der Bundesrepublik. Der Kulturbund e.V. beteiligt sich als Veranstalter eines lateinamerikanischen Musikprogramms. Auf dem Kollwitzplatz lädt am 29. September das Netzwerk „Spielkultur“ rund hundert ausländische und ebenso viele deutsche Kinder (und natürlich alle, die hinzukommen) zum „Spielemarkt“ ein. Wie Nielson Kirchner, Kinderkulturbeauftragter des Stadtbezirks und Leiter des Netzwerks, gestern erklärte, werden die Kinder gemeinsam die Spiele aus den verschiedenen „Heimaten“ vorstellen und kennenlernen.

Das Kulturamt in Prenzlauer Berg übernimmt die Koordination und bemüht sich um Finanzen. Dennoch sind alle Beteiligten aufgefordert, auch andere Quellen zu suchen, wie die Parteien im Stadtbezirk oder Ministerien.

su