Wilde Schneestürme am Mount Hutt

■ Der neuseeländische Auftakt des alpinen Ski-Weltcups droht komplett fehlzuschlagen

Mount Hutt (dpa/taz) - Das konnte ja nicht gutgehen. Skirennen mitten im Sommer, welch ein Blödsinn! Aber auf der südlichen Erdhalbkugel sei nun mal gerade Winter, werden notorische Besserwisser einwenden. Eben, das ist es ja. Schneetreiben, Orkane mit Windgeschwindigkeiten bis zu 140 Stundenkilometern, wie soll man da gescheit Ski fahren? Die Akteure des alpinen Weltcupzirkus können es jedenfalls nicht. Auch gestern mußte der geplante Slalom am unzugänglichen Mount Hutt abgesagt werden, und langsam haben die Fahrer, die sich die Zeit mit Fußball und Golf in tiefergelegenen Regionen vertreiben, die Schnauze gestrichen voll. Jeden Tag müssen sie die 14 Kilometer lange halsbrecherische Strecke zum Slalomhang bewältigen, um dann, abgesehen vom Slalom-Torso am Montag, unverrichteter Dinge in ihren Wohnort Methwen zurückzukehren.

Eine vier bis fünf Meter breite private Sandstraße, die mit Schotter gefestigt ist, windet sich zur Talstation am 2.000 m hohen Mount Hutt hoch - aber ohne jegliche Sicherung, vorbei an bis zu 500 m tiefen Abgründen. Die Gefahr, bei den orkanartigen Stürmen von der Straße, die bei Schneefall außerdem gefährlich glatt wird, geblasen zu werden, ist riesengroß. Ein schweizerisches Fernseh-Team, das mit einem Geländewagen von der Straße stürzte, hatte Glück, daß das Fahrzeug aus einer geringen Höhe umkippte. Das Auto wurde demoliert, die Insassen blieben praktisch unverletzt.

Die Organisation ist bei jedem Regionalrennen in Europa besser. Das beginnt bei Ergebnislisten und endet bei unglaublich hohen Telefongebühren. Klagen von Medienvertretern werden von den Neuseeländern mit den Worten abgetan: „Die Europäer interessieren uns nicht, nur die Japaner.“ Vor allem wegen der Fernsehübertragungen der Weltcup-Rennen nach Japan, das die Mehrheit der Skitouristen nach Neuseeland bringt, waren die Rennen nach einer ursprünglichen Absage auf einen späteren Termin verlegt worden.

Auch nach dem erneuten Scheitern am Orkan sind die Veranstalter, die für den Weltcup 3,1 Millionen Mark aufgewendet haben, wild entschlossen, die Rennen auf Teufel -komm-raus durchzuziehen. Doch die Fahrer sind unwillig und wollen in jedem Fall am Freitag abreisen. „Völlig verrückt“ findet Armin Bittner die Idee, vier Rennen an vier Tagen zu fahren: „Man kann vier Rennen fahren. Aber nur in zwei Wochen.“ Kompromißbereiter sind die Österreicher. „Wenn man uns einen Flug am Abend ermöglicht“, sagte Cheftrainer Hans Pum, „könnten wir am Freitag noch ein Rennen fahren. Aber wir könnten natürlich auch mit dem Schiff heimreisen, dann wären wir rechtzeitig zum Beginn der Wintersaison in Val d'Isere in Europa.“