Kaffeeschmuggel im Freihafen

■ Kraftfahrer geständig, Weiterverkäufer nicht: „Vier in Buchhaltung“

„Fegsel“ kommt von fegen und fällt immer mal an. Auch bei der Firma Vollers im Bremer Freihafen platzt ab und zu ein Kaffeesack, und das so Verstreut- und wieder Zusammengefegte wird bis zum Jahresende gesammelt in Speicher drei. Speicher drei steht den ganzen Tag offen, und die gelegentlich eingehenden Fegsel-Säcke werden nur „so über'n Daumen geschätzt“ und nicht jeden Tag nachgezählt, berichtete ein Lagerarbeiter gestern vor dem Bremer Amtsgericht.

Angeklagt war der bei Vollers angestellten Kraftfahrer Horst-Udo S. Keinem konnte es auffallen, als er von Juni 1986 bis Februar 1987 nach und nach acht Tonnen Fegsel -Kaffee durch den Hafen-Zoll schmuggelte. Mitangeklagt ist der Kaufmann Walter B., der die heiße Ware zu 6 Mark pro Kilo weiterverscherbelt hat.

Schon vor vier Jahren hatte Horst-Udo S. spitzgekriegt, daß die Kellertüren- und Fenster der Speicher auch nächtens leicht zu öffnen waren, wenn man sie kurz vor Feierabend bloß anlehnte und nicht richtig verschloß. In einer lauen Augustnacht des Jahres 1986 hat er dann zum ersten Mal heimlich 20 Säcke Fegsel durch ein Speicherfenster gezerrt und auf einen LKW gehievt. In den frühen Morgenstunden damit durch den Zoll zu kommen, fiel ihm nicht schwer, er kannte die Jungs ja, fuhr er doch „täglich-zehn bis zwanzigmal“ an ihnen vorbei. Von dort aus ging es direkt zu Walter B. Wie der Kraftfahrer dazu kam, tonnenweise Kaffee zu verkaufen, hat Walter B. nie wissen wollen, und so wickelten die beiden recht einvernehmlich ihre Geschäfte ab.

Noch fünf weitere Ladungen

soll Walter B. nach Recherchen der Staatsanwaltschaft entgegengenommen haben, drei will er allerdings nur zugeben und keine einzige findet sich in seiner Buchführung wieder. Er habe sich „persönliche Aufzeichnungen“ gemacht und wollte nach insgesamt 100 gelieferten Säcken mit Herrn S. eine Endabrechnung machen, beteuerte Walter B. vor Gericht.

Daß dies nicht so ganz ordnungsgemäß gewesen sei, räumte er wohl ein, aber erstens habe er in Buchhaltung eine Vier gehabt, und außerdem seien die Zöllner „wie die Heuschrecken“ bei ihm „eingefallen“, weshalb er seine privat gemachten Vermerke über den Eingang der Fegsel-Säcke nun nicht mehr finden könne.

Susanna Moßmann

Der Prozeß wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt.