„... und Melanie, das Leckermäulchen, macht die Kerle richtig heiß“

■ Wahl der Miß „Deutsch-Amerikanisches Volksfest“ / Carmen, die Fleischverkäuferin aus Neukölln, gewinnt die Fleischbeschau

Dahlem. Okay, let's start the show: „15 bezaubernde Mädchen werden ihnen heute den Abend verzaubern“, brüllt der Mann auf der Bühne, „als Ehrengäste begrüße ich die Kripo Berlin und drei wichtige Vertreter von Coca-Cola. Coca-Cola hat sich auch zur Verfügung gestellt, für alle Mädchen was zu spenden, daß die nicht umsonst hier auf den Laufsteg müssen - jedes Mädchen erhält zum Schluß eine Kühltasche mit 'Coca Cola Light‘ drauf.“ Applaus. Sie laufen, zunächst einzeln, noch in Klamotten. Von Astrid im Matrosenlook zur „feurigen Carmen“ in Lambada-Slip und weißem Spitzenstrumpfband. Blonde Löwenmähnen und große Einblicke sind der Hit. Männer schlagen sich auf Schenkel, und wenn eine mal nicht soo toll aussieht, wenden sie sich ihren Frauen zu und grabschen nach Brüsten. Es wird abgewogen, für gut geheißen, verdammt und lächerlich gemacht. Die Jungs sind noch nicht so richtig aufgeheizt, also muß erst mal literweise Schampus geordert werden. Die eine hat zu dicke Beine, die andere 'nen zu dicken Po, hier schwabbelt der Fettbauch, wenn über Figur und Gesicht Gericht gehalten wird, die „JPS„-Zigaretten glimmen gierig, und bei besonderem Gefallen an den „Mädchen“ wird schon mal getrampelt und gegröhlt. Beim zweiten Durchgang, „der Hauptspeise“ laut Marktschreier, wo endlich mehr Fleisch, mehr Titten und mehr Hintern zu sehn sind - die Männer stoßen sich an und greifen mit der vollen Hand nach oben -, geht's dann ab. Die Frauen, so schleimt der Conferencier, „sollen ihre Männer festhalten, und die können, wenn sie wollen, nach der Show eine Spende an die Girls persönlich überreichen“. Die „Girls“ tanzen und hüpfen, gehen in die Knie, machen Spagat, lassen Hintern wackeln und Hüften kreisen, beugen sich nach vorn und singen Lieder.

Es geht in die vollen - Astrid ist Försterin, das regt die Phantasie an. Unten im Publikum sprechen die Mittelständler, die mitdreißiger Yuppies, von den eleganten Französinnen auf dem Französischen Volksfest und dem weiblichen „Billigkram“, der hier angeboten werde. Herr A. faßt Herrn B. an die Eier und grinst, Herr B. grinst zurück und wieder Schenkelschlagen - male couple as its best. Melanie, das „Leckermäulchen“, macht die „Kerle hier richtig heiß“, und als Carmen aus Neukölln Go tell it from the mountain singt, sind sie hier nicht mehr zu halten. Sie stöhnen: ja und jaaa, freuen sich über die „Natürlichkeit“ von Nummer neun, lassen für Nummer zwölf „ihr Cordon bleu“ stehn, und als Simone aus Ost Berlin von der neuen Freiheit spricht, die sie „dank der Deutschen und der Amerikaner“ jetzt hat, oh ja, da stehn sie auf und drücken sich, gehn auf den Laufsteg und tanzen mit den „Girls“. Dann strippen die Ami -Jungs, zumindest legen sie ihre Oberkörper frei, lassen die Hosen runter, zeigen ihre Boxershorts. Mehr zeigen sie nicht - will auch keineR sehn.

Annette Weber